Der Weg zu Souveränität und Autorität
Siebtes Beziehungs- und Entwicklungsdreieck
Urangst: Angst vor Versäumnis und davor “es” nicht zu schaffen. Mit “es” ist die im tiefsten Innern gefühlt Lebensvision gemeint.
Grundbedürfnis: Bedürfnis nach Autonomie und Selbstbestimmung, denn es geht um die eigene Lebensvision, zu der nur der eigene Weg führen kann.
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1 Kontrollstrategie (Passivpol, passivischer Teil des Egos):
Lethargie. Passivität. Hoffnungslosigkeit. Prokrastination. “Nicht mehr mitkommen”. Energiekontrolle. Jedem Menschen steht eine bestimmte Menge Energie zur Verfügung. Jedenfalls fühlt es sich so an, als sei es eine bestimmte Menge und als könne Energie nur abfließen, aber es fließe keine Energie hinzu. Eine Energiezuflussquelle ist die Begeisterung, die sich selbst erzeugt, wenn ein Mensch den Sinn seines Lebens erfüllt. Im Passivpol hat ein Mensch den Zugang zum Sinn seines Lebens und zu seiner Lebensvision und damit zu seiner Quelle verloren. Der Zugang wurde während der Kindheit durch Verletzung und Traumatisierung abgeschnitten. Der Sinn des Lebens ist der Lebensvollzug und dieser Lebensvollzug bedeutet für jeden Menschen und im Laufe seines Lebens in jeder Lebensphase etwas ganz eigenes. In seiner Art aber folgt er der im Innern gefühlten Lebensvision, der inneren Wahrheit. Indem ein Kind ganz Kind ist, spielt und die Welt entdeckt, erfüllt es den Sinn seines Lebens zu diesem Zeitpunkt, der sich Kindheit nennt. Indem ein*e Jugendliche*r sich seiner*ihrer selbst allmählich bewusst wird, erfüllt er*sie den Sinn seines*ihres Lebens zu diesem Zeitpunkt, der sich Jugend nennt. Indem ein*e Erwachsene*r seine*ihre Werte bestimmt und verwirklicht, erfüllt er*sie den Sinn seines*ihres Lebens zu diesem Zeitpunkt, der sich Erwachsensein nennt. Menschen, die Angst haben, “es” nicht zu schaffen, sind in einer früheren Lebensphase stecken geblieben und fühlen sich vom Leben abgehängt. Würden sie einfach weitergehen, ihre Jugend und die notwendige Selbstbewusstwerdung durchlaufen (und dabei ihre Traumatisierungen integrieren) und ihr Erwachsensein betreten (und ihre Werte bestimmen und verwirklichen), würden sie “es” ganz aus ihrem Selbst heraus schaffen. Ihr Selbst würde ihnen den Sinn ihres Lebens zeigen. Menschen im Passivpol sagen, ihnen fehle die Kraft für diesen ersten Schritt. Eigentlich ist es Begeisterung für das eigene Menschsein, die die notwendige Kraft liefert und sie muss zunächst nur für die Bewusstwerdung gegenüber dem Wunder aufgebracht werden, dass jedem Menschen der Sinn seines*ihres Lebens inhärent ist. Er liegt in der persönlichen Veranlagung und muss nur entfaltet werden. Er ist schon da. Das Vorhandensein von Sinn aber zu negieren löst ein Denken, Fühlen und Verhalten aus, das die zum Passivpol passenden Glaubenssätze bestätigt. Dieses Denken und Fühlen raubt die gesamte vorhandene Energie, und das kann von jetzt auf gleich geschehen.
Hemmende Glaubenssätze:
Das Leben ist Zufall und hat keinen Sinn.
Was kann ein einzelner Mensch schon tun?
Ob ich mich bemühe oder nicht, macht keinen Unterschied.
Ich weiß nicht, wozu ich auf der Welt bin.
Eigentlich habe ich keine Existenzberechtigung.
Die Welt ist mir zu schnell geworden, ich komme da nicht mehr mit. Ich fühle mich abgehängt.
Jetzt ist es vielleicht und im nächsten Moment ist es schon wieder anders. Ich kann nichts dagegen tun.
Wozu bin ich eigentlich auf diesem Planeten?
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2 Kompensationsstrategie (Aktivpol, aktivischer Teil des Egos):
Ungeduld. Unduldsamkeit. Große Erwartungen. Aktionismus. Anarchie. Kompensation für nicht abgerufene Energie. “Zappelphillipp-Syndrom”. Im Aktivpol fühlt ein Individuum, wie ihm Energie zufließt. Ein solcher Mensch kann sich für sehr vieles und jeden Tag für etwas Anderes begeistern. Die Begeisterung, von der er*sie nicht weiß, dass sie das Leben an sich meint, liefert doppelte und dreifache Energie. Im Aktivpol weiß man nicht, wohin damit. Man schafft es nicht, sich zu fokussieren, findet kein für sich passendes Betätigungsfeld und kann den Sinn seines Lebens, so wie man ihn latent fühlt, nicht ausleben. Die Energie bleibt im System stecken und äußert sich im Herumzappeln auf dem Stuhl angesichts von Dingen, die am gefühlten Sinn des eigenen Lebens vorbeigehen oder sie äußert sich im Aktionismus im Alltag oder in anarchischem statt demokratischem politischem Widerstand oder als Projektion in der unsagbaren Ungeduld mit anderen. Ein Mensch im Aktivpol hegt große Erwartungen an sich, an andere und an das Leben. Die Erwartungen haben eine Grundlage im Fühlen der Lebensvision. Aber die Erwartungen bleiben unerfüllt, weil die Fokussierung auf die Talente, die vom Lebenssinn zu seiner Erfüllung bereitgestellt werden, aus Angst vor Zeitverschwendung, nicht aufgebracht wird. Die Angst, “es” nicht zu schaffen, verhindert zwar nicht, wie im Passivpol, dass sich überhaupt bewegt wird, aber sie verhindert, dass sich zielgerichtet bewegt wird. Hier wird sich sehr, sehr viel bewegt, aber mal hierhin und mal dorthin, so dass in beiden Polen kaum ein sinnvolles, der inneren Vision gemäßes Ergebnis erzeugt wird.
Hemmende Glaubenssätze:
Es muss doch etwas getan werden!
Die Gesellschaft kann nur durch drastische Maßnahmen aufgerüttelt werden, damit alle dazu angetrieben werden, etwas zu tun!
Alle mir nach, ich weiß, wo es langgeht!
Hauptsache, ich bleibe in Bewegung.
Dann brenne ich die Kerze eben von beiden Seiten ab.
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3 Einstellungswerte (Yin-Kraft / Emanzipation von der Urangst, weiblicher Teil des Selbst):
Visionäres Sehen. Freiheit. Innere Unabhängigkeit. Gestaltung. Der innere Zappelphillip, wenn er nicht medikamentös ruhiggestellt wurde, hat die Lebensaufgabe, sich von der Angst, “es” nicht zu schaffen und seinen Lebenssinn zu versäumen, zu emanzipieren. Das ist eine sehr große Aufgabe, die viel Energie und Begeisterung braucht. Der Zappelphilipp muss einen Zugang zu seiner Vision vom Sinn seines Lebens erhalten, so wie er sich für ihn persönlich darstellt. Dazu muss er sich von all den Zwängen befreien, die das Leben ihm in Form von großen Erwartungen anderer stellt. Diese großen Erwartungen, das sind nur visionäre Schatten, aber sie sind noch nicht die Vision des Menschseins. Sie sprechen noch nicht über das Potenzial des Menschseins. Der Mensch in seiner Yin-Kraft des siebten Dreiecks, in seiner inneren Freiheit von den Limitationen, ist frei, das Potenzial zu erschauen. Der mögliche Mensch steht ihm*ihr vor Augen. Die Welt mit ihrem für den Menschen noch transzendenten, aber im Grunde ihr immanenten Paradies wird schon innerlich geschaut. Und die Wege, auf denen man zu diesem Zustand gelangt, zu diesem möglichen Menschen und dem möglichen Paradies werden ebenfalls gespürt. Die Aufgabe des gereiften und integrierten Zappelphilipps besteht nun darin, einen Weg zu wählen, den der*die Visionär*in so aufbereitet, dass er von vielen begangen werden kann. Das visionäre Schauen und die innere Unabhängigkeit dienen ihm*ihr, einen Weg zu sehen, wo alle sagen: Da ist kein Weg.
Fördernde Glaubenssätze:
Ich lasse mich auf mein Leben ein und lasse mir vom Leben selbst zeigen, wo die Wege zur weiteren Entfaltung des Menschseins hin verlaufen, die bisher unsichtbar waren.
Der Sinn des Lebens besteht darin, zu leben, damit ich dieser Wege gewahr werden kann.
Die Gewahrwerdung eines Wegs führt mich auf meinen Weg, “es” zu schaffen.
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4 Schöpferische Werte (Yang-Kraft / Eigenkraft, männlicher Teil des Selbst):
Visionsumsetzung. Geduld. Selbstverwirklichung. Schöpferkraft. Bei der Zuordnung der Geduld zur Yin- oder zur Yang-Kraft, hängt es davon ab, ob sie als Haltung der inneren Unabhängigkeit gedeutet wird oder des Wirkens im Sein, während man auf das Tun verzichtet. Die Geduld unterscheidet sich aber nochmal um eine Nuance von der Gelassenheit, der Yang-Kraft des 6. Dreiecks. Die Geduld will Wirkung erzielen. Sie hat ein Ziel. Sie verfolgt eine Vision. Aber der geduldige Mensch verwirklicht diese Vision, indem er*sie sein*ihr Werk erstellt, sich selbst bewerkstelligt und dann die Ergebnisse der Innenschau in einer Außenwirkung durch das Sein präsentiert. Natürlich spricht und handelt der Mensch, aber er*sie tut es nicht mehr durch die Filter der hemmenden Glaubenssätze, sondern durch die geöffneten Fenster und Türen einer gereiften Lebenserfahrung. Von manchen mag sein*ihr Handeln, Sprechen, Schreiben und Kunstschaffen als ehrfurchtgebietend wahrgenommen werden, denn der Ton ist ein volltönender. Dieser Ton weist den Ausdruck der inneren Not nicht zurück, sondern sagt: Ich weiß um diese Not aus eigener Erfahrung. Er reicht auf eine individuelle Art, die sich aus dem persönlichen Sinn des Lebens ergibt, zum anderen Menschen hinüber, und deutet auf den Weg hin, über den der*die Andere sich mit dem gesunden Anteil in sich selbst verbinden kann. Er deutet auf das Potenzial des Menschen hin, von dem er, dieser volle Ton, eine Vision in sich trägt.
Fördernde Glaubenssätze:
Ich bin mein Werk.
Ich bewerkstellige mich selbst.
In der Autopoiese liegt meine Macht.
Ich bin in der Lage, durch Sein zu wirken und auf Tun, vor allem auf die Ausübung von Macht, zu verzichten.
Ich stelle mein Werk zur Verfügung, das meine geschaute Vision transportiert, und jeder Mensch kann in Freiheit mit diesem Werk in Resonanz gehen.
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5 Ressource:
Selbsterkenntnis. Selbstliebe. Resilienz. Zur Selbsterkenntnis gehört, seine Anlagen gesichtet zu haben und also über sein Potenzial als Mensch informiert zu sein. Die Selbstverwirklichung ist eine Yang-Kraft und wird es bleiben. Es gibt nicht den Zustand, dass ein Mensch sein Menschsein vollständig verwirklicht hat. In dem Augenblick, in dem das Potenzial komplett ausgeschöpft ist und es keine Entwicklungsmöglichkeit mehr gibt, verlässt die Seele den Körper. Wann das geschieht hängt offenbar davon ab, was die Seele sich für die jeweilige Inkarnation vorgenommen hat. Und doch herrscht in der Ressource des siebten Entwicklungsdreiecks ein hohes Maß an Selbstkenntnis und liegt eine sehr geklärte Persönlichkeit vor. Aus dieser erfolgten Klärung ergibt sich die wahre und eigentliche Selbstliebe. Sich selbst erkannt zu haben und also zu lieben, ist auch die Basis dafür, die Menschheit in ihrem Menschsein zu erkennen und zu lieben. So ist die Reihenfolge der Liebe diejenige, dass die Selbstliebe, die wahre, vor der Nächstenliebe kommt: “Liebe deinen Nächsten, wie du dich selbst liebst”, heißt es in der Bibel. Außerdem ergibt sich aus der tiefen Kenntnis über den Sinn des Lebens, der darin liegt, das Leben zu leben, um sich selbst zu erkennen, die Grundlage der Resilienz: Wenn ich weiß, wer ich bin, worin der Sinn meines Lebens liegt, wozu ich auf der Welt bin, wie meine innere Wahrheit lautet, habe ich einen extrem starken Anker, an dessen Kette ich mich aufrichten kann, wenn ich gestrauchelt oder gefallen bin. Die eigene Persönlichkeit geklärt und sich darüber selbst erkannt zu haben ist mit einer ausgeprägten Resilienz identisch.
Fördernde Glaubenssätze:
Ich kenne mich, und zwar meine Schatten, Schwächen, Stärken und fühle mein noch unverwirklichtes Potenzial.
Ich kann mir selbst aufrichtige Bewunderung zollen und dafür auf die Bewunderung anderer verzichten.
Ich liebe mich, wie ich bin. Im Sinn meines Lebens, wie er in meiner DNA veranlagt ist und von mir als innere Wahrheit gefühlt wird, liegt die Kraft, wieder aufzustehen, wenn ich gefallen bin.
Ich habe die Kraft in mir, wieder aufzustehen und meinen Weg weiter zu gehen.
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6 Spirituelle Fähigkeit und spiritueller Wert (höheres Selbst):
Souveränität. Universale Matrix. Multidimensionalität. Das Göttliche. Die Souveränität ist mit dem integralen Bewusstsein identisch. In ihr liegen alle drei Bewusstseinsebenen und alle Bewusstseinszustände so vor, dass sie mit dem vollen Menschsein bespielt werden können. Angst, Widersprüche, Unbehagen, Missfallen, Zorn und Trauer werden durchlaufen und zugleich von erwachsenen Kräften verantwortet und die dazugehörigen Erfahrungen verkraftet, aus dem Gewahrsein für den individuellen Platz in der universellen Matrix, von dem aus man durch sein Leben innerhalb der Matrix wirkt. Im Prozess des Selbsterkennens und der Selbstverwirklichung speist die jeweilige erzielte Selbsterkenntnis die universelle Matrix und bereichert sie. Die Erkenntnisse gehen in die Quelle ein und stehen als Inspiration der Menschheit wieder zur Verfügung. Ihre Manifestation ist die menschliche Kultur in Form ihrer Kulturleistungen wie Literatur, Kunst und Wissenschaft. So kommt es zur Bewusstseinsanhebung innerhalb der Menschheit, an der jeder einzelne Mensch mit seinem Lebensvollzug beteiligt ist.
Fördernde Glaubenssätze:
Über meine Bewusstseinsentwicklung, so gering sie auch sein mag, leiste ich meinen Beitrag zur Bewusstseinsevolution der Menschheit.
Jede Erkenntnis über das Leben und über das Menschsein fließt in den evolutionären Strom ein, aus dem die gesamte Menschheit schöpfen kann.
Jeder Geist kann über seinen Bewusstseinsstrom auf die von mir wie von anderen bereitgestellten Forschungsergebnisse zugreifen.
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Dualität (Stagnation) und Polarität (Evolution):
Der Menschheit wird über den Weg des evolutionären Stroms immer wieder neu die Frage gestellt, ob sie in ihrer Entwicklung stehen bleiben und im Egoismus verharren will oder ob sie den nächsten Schritt in ihr Menschsein hinein gehen will. Einige Individuen, die von ihrem Bewusstseinsstrom über diese Frage informiert wurden, haben sie oft durch die Filter ihres Denkens verstellt und apokalyptische Erzählungen daraus gemacht. Einige der Individuen, die zum visionären Schauen befähigt sind, haben sich an die Arbeit gemacht und stellten Entwicklungsinstrumente bereit. Den meisten Individuen aber ist die Frage auch einfach entgangen, weshalb sie sich mit einem fatalen “Weiter-wie-bisher” der Antwort enthalten haben und es bis heute tun. Im dualistischen Denken wird daran gedacht, dass ein Weiter-wie-bisher in verschiedene Arten von Menschheitskatastrophen führen wird, die sich bereits ankündigen. Im polaren Bewusstsein greift der Mensch auf die Erkenntnisse der Vergangenheit – oder der multidimensionalen wahrscheinlichen Realitäten – zu und arbeitet mit diesen Erkenntnissen auf konstruktive Art, so dass er*sie, jede und jeder Einzelne, Evolution stattfinden lässt.
© Ariela Sager