Das fünfte Dreieck – Kehlkopfchakra

Der Weg in die Integrität und die Authentizität

Fünftes Beziehungs- und Entwicklungsdreieck

Urangst: Angst vor Mangel. 

Grundbedürfnis: Bedürfnis nach Konsistenz. Gemeint ist die Übereinstimmung zwischen Ich und Selbst oder zwischen der Existenz und der Essenz. Die Konsistenz überwindet die Selbstentfremdung.

.

1 Kontrollstrategie (Passivpol, passivischer Teil des Egos):

Geiz. Askese. Deprivation. So tun, als habe man keinen Hunger. Sich selbst als (geistig) untergewichtig empfinden. Sich verstecken. Seine Gefühle verstecken oder sogar leugnen. Energie gegen sich selbst wenden. Sich klein und dünn und unsichtbar machen wollen. Das fünfte Dreieck ist das Dreieck des Körpers, der Phänomene, der Manifestation und der Evidenz. Auf der Ebene des Körpers spielen im Passivpol die Manifestationen der Untergewichtigkeit und Symptome von Mangelerscheinungen eine Rolle. Der Mangel wird zuerst auf geistiger Ebene im Selbstbild erzeugt. Ein Kind, das ständig gesagt bekommt, es sei nicht genug – nicht klug genug, nicht fleißig genug, nicht kooperativ genug, nicht ehrgeizig genug, nicht weit genug entwickelt etc. – könnte als eine von zwei entgegengesetzten Strategien die physische Manifestation der Untergewichtigkeit wählen. Das körperliche Untergewicht spiegelt das oktroyierte Fremdbild, das per Suggestion zum Selbstbild geworden ist, zu wenig Gewicht im Leben anderer einzunehmen. Andere erwarten mehr und erhalten ihrer Meinung nach zu wenig von diesem Kind von dem, was ihnen ihrer Meinung nach zusteht, von dem Kind zu erhalten. Die Suggestion könnte aus dem Kind zunächst ein psychisches und physisches Leichtgewicht machen. Die Gewichtsverweigerung könnte aber auch eine Reaktion sein, mit der dem Empfinden entgegengesteuert werden soll, dass zu viel Aufmerksamkeit auf dem Kind liegt, zu viele Erwartungen herangetragen werden, zu viele Forderungen gestellt werden. Dann könnte das Kind versuchen, sich psychisch und entsprechend physisch zu entziehen und zu verstecken, um sich unsichtbar zu machen. Entweder wird hier im Passivpol bewusst wenig Nahrung zu sich genommen oder die Nahrung wird unbewusst schlecht verwertet und es handelt sich um jemanden, “der*die essen kann, was er*sie will und nicht zunimmt”. Im Passivpol wird überschüssige und nicht sinnvoll verwertete Energie auch aggressiv gegen sich selbst eingesetzt, indem zum Beispiel das Zellwachstum über eine gesunde Zellerneuerung hinausgeht und stattdessen zerstörerisch wirkt. In verschiedenen Krankheitsbildern frisst der Körper sich selbst.

Hemmende Glaubenssätze:

Ich bin nicht (ge)wichtig genug.

Mich sollte es besser gar nicht geben.

Ich bin unsichtbar für andere.

Im Leben gibt es von allem nicht genug, deshalb ist das Leben so schwer.

Ich entziehe mich der Zumutung des Lebens.

Ich mache mich unsichtbar, statt Nein-sagen zu lernen.

Ich bringe mich nicht ins Leben ein, weil mich das alles gar nichts angeht.

Man kann ja ohnehin nichts ändern.

Vor allem negative Erfahrungen lehne ich ab.

Ich glaube auf keinen Fall, dass ich für meine Manifestationen verantwortlich bin und mein Bewusstsein mein Sein erschafft.

Ich trage keine Verantwortung für meine Realität.

Das Leben passiert mir einfach ohne Grund und mein Sein bestimmt mein Bewusstsein.

.

2 Kompensationsstrategie (Aktivpol, aktivischer Teil des Egos):

Gier. (Selbst-)Betrug. Energie einlagern. Kompensation von Hungergefühlen. Wenn einem Kind gesagt wurde, es sei nicht genug und wenn die erste Manifestation der Internalisierung dieser Zuschreibung das physische Untergewicht oder ein physischer Mangelzustand war, könnte die Gegenreaktion zu einem späteren Zeitpunkt die Manifestation der Übergewichtigkeit sein. Mit ihr würde das Kind der Falschbehauptung entgegenzutreten versuchen, indem es über seine Körperfülle  zu zeigen versucht, dass es sehr wohl genug ist und genug zu bieten hat. Die Manifestation der internalisierten Zuschreibung, ein dickes Kind zu sein, wäre im Aktivpol ebenfalls denkbar. Gerade Vertreter*innen der Kriegsgeneration könnten in einem dicken Kind den wiedererlangten Wohlstand zur Schau tragen wollen, unter dem ihre Kinder nicht mehr darben müssen. Unterschätzte Menschen, deren Potenzial nicht in passende Tätigkeiten einfließen kann, speichern ihre überflüssige Energie manchmal in Fettpolstern. Ihnen wurde im Laufe ihres Lebens suggeriert, sie seien anderen Menschen zu viel – zu anstrengend, zu laut, zu fordernd, zu ernsthaft, zu ehrgeizig, zu altklug etc. Ihre Hungergefühle verweisen auf einen mentalen und emotionalen Hunger, den sie in ihrem vorhandenen Umfeld nicht stillen können. Etwas fehlt, um sich selbst und sein Potenzial voll zu verwirklichen. Weil man es aber aus welchen Gründen auch immer nicht ändert, nicht ändern kann oder will, versucht man die Mangelgefühle zu kompensieren. Zuweilen dient der Selbstbetrug dieser Kompensation. Man redet sich ein, alles sei bestens, obwohl die Depressionsgefühle auf den empfundenen Mangel hinweisen. Zuweilen werden die Gefühle auch unter Ablenkungen erstickt, um sie nicht wahrnehmen zu müssen. Gerade im fünften Dreieck ist die Abgrenzung zwischen den Polen nicht mehr aufrechtzuerhalten. Passiv- und Aktivpol fließen kontinuierlich ineinander.

Hemmende Glaubenssätze:

Ich bin ein zu großes Gewicht für diese Welt.

Andere haben es schwer mit mir.

Was ich anzubieten habe, braucht niemand. Ich muss lernen, mich zurückzunehmen, damit andere mich ertragen können.

Ich muss mir nehmen, was ich will, sonst gibt es mir keiner. Im Leben muss man nunmal Kompromisse machen.

Es geht nunmal nicht alles.

Mein Körper führt mein Gewicht, das ich ins Leben einbringen könnte, an meiner Stelle aus.

Ich muss beweisen, dass ich genug zu bieten habe und man mit mir rechnen muss.

Ich muss laut und sichtbar sein, sonst übersieht man mich. Ich brauche eine dickes Fell, um nicht verletzt zu werden. 

.

3 Einstellungswerte (Yin-Kraft / Emanzipation von der Urangst, weiblicher Teil des Selbst):

Akzeptanz. Güte. Selbstannahme. Lebensbejahung. Lebensbejahung meint, die Richtigkeit seines eigenen Seins zu bejahen. Indem man sich selbst akzeptiert, ist man gütig sich selbst gegenüber. Man vertraut seiner physischen Natur. Man erlaubt sich alle Dimensionen seiner Kreatürlichkeit. Man fühlt, was man fühlt und verleugnet die Integrität seiner Erfahrungen nicht, verdrängt keine Gefühle und wertet sie nicht ab. Man ist sich stattdessen bewusst, dass die Emotionen den Glaubenssätzen folgen. Emotionen sind sich ständig verändernde natürliche Gefühlszustände. Diese Zustände können nur angenommen werden, denn sie gehören zum Menschsein und zum individuellen Menschen. Sie sind die Mittel, durch die das Bewusstsein (die Seele) sich selbst erkennt. Durch die Emotionen hindurch könnte eine akzeptierende und gütige Einstellung auch das Bewusstsein (die Seele) in Anderen erkennen.

Fördernde Glaubenssätze:

Gefühle und Emotionen sind weder gut noch schlecht, sie sind einfach nur. Ich nehme meine Emotionen, Empfindungen und Gefühle an, ohne sie zu bewerten.

Ich kann mit den Emotionen anderer sein, ohne sie zu bewerten.

.

4 Schöpferische Werte (Yang-Kraft / Eigenkraft, männlicher Teil des Selbst):

Authentizität. Großzügigkeit. Wenn die Gefühle und Emotionen angenommen werden, werden sie nicht projiziert, nicht verdrängt und nicht entstellt. Sie können auf ruhige, erwachsene, authentische Art zum Ausdruck gebracht werden. Das Individuum muss nur seinen persönlichen Ausdruck finden. Die inneren Vorgänge können verbalisiert werden, verschriftlicht, vertont, gemalt, getanzt, in Skulpturen umgesetzt werden etc.. Gewalttätigkeit ist dagegen kein authentischer Ausdruck, sondern Hinweis darauf, dass die Gefühle nicht angenommen wurden, dass das innere Kind nicht in der Obhut des inneren Erwachsenen ist, dass es sich stattdessen hilf- und wehrlos fühlt. Das passiert immer dann, wenn die Werte nicht präsent sind und wenn auf den Verstand (Yin und Yang) nicht zugegriffen wird. Dann agiert das innere Kind allein und der Mensch agiert emotional und irrational nur aus dem limbischen System heraus. Er*sie agiert unauthentisch, denn er*sie ist im gewalttätigen Handeln nicht er*sie selbst. Erst die Hinzunahme der Großhirnrinde und des präfrontalen Cortex führt zu einem selbst-  und wertvollen Handeln.

Fördernde Glaubenssätze:

Ich nehme meine Gefühle in jeder Situation an und spreche über sie, statt sie selbst sprechen zu lassen.

Ich benutze mein ganzes Gehirnpotential.

.

5 Ressource:

Sanftmut. Wissen, wer man ist. Identität. Mit sich selbst identisch sein. Integrität. Das Bedürfnis nach Konsistenz zwischen Ich und Selbst wie auch zwischen der Essenz und der Existenz ist weitgehend hergestellt. Es gibt jedenfalls keine unüberbrückbare Kluft mehr, die zur Selbstunzufriedenheit und zur Unzufriedenheit mit der Welt führen würde. Von hier aus kann man sanft mit sich umgehen, gütig und großzügig. Im Wissen, wer man ist, kann man sich und andere gelten lassen. Man bespielt dargebotene Bühnen weitgehend bewusst, vielleicht nicht immer im Moment, aber in der anschließenden Reflexion, und man übernimmt Rollen nur, wenn sie einem liegen, selbst wenn man sie nur für eine kurze Zeit übernimmt und das “Engagement” dann bewusst und reflektiert beendet. Man ist sich all der Komponenten bewusst, über die man seine Wirklichkeit und zu einem Teil sogar seine Realität gestaltet. Auf einen Teil der Realität hat man keinen Einfluss, denn er unterliegt der Fülle der Sinnanfragen durch das Leben, die der Selbstentfaltung dienen. Auf diese Fragen kann man aber durch seine bewusste Selbstentfaltung Einfluss nehmen, so dass einem manche Fragen einfach nicht mehr gestellt werden müssen. Und Einfluss nehmen kann man immer durch seine Art, auf die gestellte Sinnanfrage zu antworten.

Fördernde Glaubenssätze:

Meine Glaubenssätze und Narrative sind für meine Emotionen verantwortlich und mit ihnen gestalte ich meine Wirklichkeit und beeinflusse meine Realität.

Meine Erfahrungen sind meine Erfahrungen, wie ich sie jetzt machen möchte.

Nur ich entscheide über ihren Wert.

Meine Lebensqualität verbessert sich, je mehr ich mein Selbst entfalte, es ins Leben einbringe und mit mir selbst identisch werde.

.

6 Spirituelle Fähigkeit und spiritueller Wert (höheres Selbst): Manifestationskraft.

Fließendes voranschreiten im evolutionären Strom. Fortschritt. Das gesamte Leben lang unterliegt alles, was ist, dem Wandel. Sich wandeln zu wollen und zu können, darin liegt der Wert des Menschseins. Alles fließt. Alles schreitet voran. Alles ist in der Selbstwerdung begriffen, solange es atmet. Seine*ihre Manifestationskraft beherrscht derjenige Mensch, der*die sich des Zusammenhangs aus Glaubenssätzen und Narrativen, Emotionen und Erfahrungen bewusst ist. Wenn einem die Realität nicht gefällt, kann nur selten allein die Realität verändert werden. Sie würde sich sofort an anderer Stelle wieder auftürmen, wenn nicht auch die Glaubenssätze verändert werden. Umgekehrt verändern sich auf eine veränderte Haltung hin in aller Regel auch die Wirklichkeit und sogar ein Teil der Realität.

Fördernde Glaubenssätze:

Ich bin der*die Schöpfer*in meines Lebens.

“Das Glück meines Lebens hängt von der Beschaffenheit meiner Gedanken ab” (zitiert nach Mark Aurel).

.

Dualität (Unzufriedenheit) und Polarität (Zufriedenheit):

Im dualistischen Denken herrscht ständiger Mangel, schon allein deshalb, weil ständig zwei Komponenten einander gegenübergestellt und miteinander verglichen werden. Darum ist immer eines besser als etwas anderes und zwangsläufig ist eines schlechter als das andere. Auf so vielen Lebensgebieten muss der Mangel verwaltet werden, kontrolliert oder kompensiert. Das ist eine anstrengende Lebensaufgabe, die viel Energie verbraucht, ohne, dass das notwendige Verhalten als sinnstiftend erfahren würde. Es werden nur innere Löcher gestopft und Gefühle der Leere betäubt. Im Bewusstsein der Polarität sind die Zufriedenen glücklich, weil sie zufrieden sind. Es herrscht ein erster erreichter Frieden mit der eigenen Existenz, mit dem eigenen Leben, mit dem eigenen Platz in diesem Leben. Selbst wenn einem etwas zustößt, weil das Leben zur menschlichen Entfaltung nicht nur Sonnentage bereit halten kann, sondern Herausforderungen bieten muss, ist man kein Opfer mehr. Man nimmt die Herausforderung an und unterzieht sie der Gestaltung durch seine Manifestationskraft. Was aus der Herausforderung wird, hängt davon ab, von welcher Entwicklungsstufe aus man sie annimmt und mit ihr umgeht. Im dualistischen Denken ruft man sofort: “Mir wurde was weggenommen! Mir fehlt was!” Im polaren Bewusstsein sagt man sich: “Welche neue Kraft wird mir wohl zu meiner Entwicklung angeboten? Wer werde ich sein, wenn ich die Herausforderung gemeistert habe?”

© Ariela Sager

Nächster Artikel: Das sechste Dreieck – Stirnchakra

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert