Kapitel 7: Selbstwirksamkeit

Einführung

Wirksam werden in der Welt: Was wir für die Welt tun können, damit das Leben besser gelingt und der Mensch zu sich selbst zurückfindet.

Es gehört zum Menschsein, mit seinem Menschsein gegenüber dem Leben wirksam zu werden. Die Seele will das Leben nicht bloß aushalten, erdulden und vorbeigehen lassen. Sie will sich in diesem Leben erfahren. Die Seele, die eine Individuation des gesamten kosmischen Bewusstseinsstroms ist und der individuelle Bewusstseinsstrom, der die Seele bildet, hat der neuen Erfahrung an Leben freudig zugestimmt. So lautet das Narrativ, das dem Modell der Individuation durch die Beziehungs- und Entwicklungsdreiecke hindurch zugrunde liegt. Das Narrativ ist als Narrativ im sechsten Beziehungs- und Entwicklungsdreieck angesiedelt, im Grundbedürfnis nach Transzendenz. Sein Inhalt umspannt alle sieben Dreiecke mit der Idee nämlich, dass der Wert des Menschseins in der Entwicklungsfähigkeit des Menschen liegt. Er liegt in der zunehmenden Mensch- und Selbstwerdung des Menschen als Individuum. Und mit diesem Mensch- und Selbstgewordensein sehnt jedes Individuum sich danach, weltwirksam zu sein. Ein Mensch, der sich nicht danach sehnt, ist noch nicht ganz er*sie selbst geworden.

Die Frage, die sich aber dem Menschen so dringend wie notwendig stellt, ist die, auf welche Weise er*sie wirksam werden könnte. Während die gut entwickelten Menschen nach einem Sinn im Leben suchen, stoßen sie auf Limitationen, von denen die meisten das Etikett tragen: „Das braucht die Welt nicht!“. Bei dem, was die Welt dagegen zu brauchen meint, handelt es sich in Wahrheit nur um das, was sie sich wünscht, und das zumeist motiviert davon, die individuellen und gesellschaftlichen Entwertungs- und Isolationserfahrungen zu kompensieren. Hier werden vor allem Industrie und Marketing hochwirksam, indem sie den Konsum steigern, mit dem narzisstische Bedürfnisse befriedigt werden. Menschen, die in dieser Industrie und in diesem Marketing zur Konsumsteigerung arbeiten, sprechen aber vernünftigerweise nicht von Sinnerfüllung in Bezug auf ihre Arbeit. Die wenigsten fühlen sich wirksam im Zusammenhang mit einem Sinn im Leben. Aber nach diesem Sinn für das eigene Leben wird immer lauter und deutlicher gefragt. Worin könnte er bestehen, wenn der Sinn dem Leben nicht inhärent ist (sein Wert dagegen schon), sondern wenn der Sinn einer Gegebenheit und der Sinn des Lebens durch den Umgang mit der Gelegenheit und mit dem Leben erschaffen werden muss? Der Umgang mit dem Leben ist der Lebensvollzug, wie er sich, wenn er sinnvoll sein soll, am besten aus der persönlichen Haltung ergibt, aus den Einstellungswerten, die man für sich definiert hat. Aus dieser Haltung heraus fragt das Individuum, das sich die Wirksamkeit dieser Haltung, also seine Selbstwirksamkeit, wünscht, bei der Welt an, was er*sie persönlich für die Welt tun könne.

Obwohl es etliche Antworten gibt und absolut jede Lebenssituation ihre ganz eigene Sinnanfrage an das Individuum stellt, auf die das Individuum mit seinem Handeln antwortet, skizziere ich im Folgenden sieben mögliche Sinn-Kategorien entlang der sieben Beziehungs- und Entwicklungsdreiecke. Der Standpunkt der Betrachtung ist der Mensch in seiner bereits gelungenen Selbstwerdung, wie er als Prozess und als Ressource angesehen werden kann. Die Selbstwerdung in einem Teilaspekt der Persönlichkeitsentwicklung kann mythologisch als Heimkehr des*der Märchenheld*in angesehen werden. Der*die Held*in kehrt zurück in seine*ihre Welt, um seine*ihre Erfahrungen mit Anderen zu teilen und so die Welt einen Schritt weiterzubringen in ihrer eigenen Entwicklung. Das ist der aktive Beitrag, den ein Mensch zum Gelingen von Leben leisten kann, das, was ein Mensch für die Welt tun kann.

Von den Lebensqualitäten her betrachtet verwirklichen sich hier die letzten beiden Qualitäten des Jahres, die Dankbarkeit und die Weisheit. Vom Lebensalter her befindet der Mensch sich etwa in der Lebensmitte in einem Alter zwischen 42 und 49 Jahren.

© Ariela Sager

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