3 – Bestimmung

Den Archetyp des*der Ritter*in verwirklichen

Menschen sind nicht sinnloserweise auf der Welt. Der Sinn einer Existenz liegt in jedem einzelnen Menschen. Jeder Mensch ist für etwas Bestimmtes hier, für eine bestimmte Entwicklung, einen bestimmten Entwicklungsschritt, den er oder sie zu bewerkstelligen wünscht. Wozu man hier bestimmt ist, hat die Seele bestimmt und in den eigenen Seelenplan eingeschrieben. Diese Bestimmung liegt somit in der essentiellen Veranlagung (der Aura), zu der es in der existentiellen Veranlagung (der Genetik) eine Entsprechung gibt: Es handelt sich um die Verbindung aus Talent und Neigung. Zu und in irgendetwas ist jeder Mensch freudvoll gut und hat sich dasjenige, worin er oder sie gut ist, selbst bestimmt. Demnach unterliegt es in der Inkarnation auch der Selbstbestimmung des Individuums, der gefühlten Bestimmung zu folgen. Diese Bestimmung zu erfüllen, ihr zu folgen, die Rahmenbedingungen an innerer Haltung und äußerer Handlung zu schaffen, die die Bestimmung verwirklichen werden, leistet einen wichtigen Beitrag zum voranschreitenden und wachsenden Frieden in der Welt.

Je konsequenter ein Mensch seine Bestimmung annimmt und sich selbst damit zur Glückseligkeit der Konsistenz zwischen Ich und Selbst und der Synchronizität zwischen Selbst und Seele verhilft, desto natürlicher unterstützt er*sie auch andere Menschen, ihre Bestimmung zu leben. Jede und jeder, die*der ihre*seine Bestimmung lebt, zeigt anderen, wie es geht, und ermutigt sie zugleich, es ebenso zu versuchen. Vielleicht liegt es sogar in ihrer*seiner Bestimmung, andere aktiv darin zu unterstützen, ihre Bestimmung zu erfühlen, sie anzunehmen und zu erfüllen. Darin würde er*sie den Archetyp des*der Ritter*in erfüllen, der*die die Bestimmung der Welt, sie selbst zu werden, verteidigt, bewahrt und behütet.

Sich zu entwickeln und in sich selbst hineinzuwachsen, in die seelische Ausstattung hinein, die man für diese Inkarnation mitgebracht hat, entspricht der Natur des Menschen und damit seiner*ihrer Bestimmung. Vielleicht wird sich herausstellen, dass der Entwicklungsschritt, sobald er gegangen ist, zu etwas Bestimmten, nämlich Konkreten befähigt, das man fortan ausüben möchte. Eine solche Tätigkeit wird dann als Bestimmung verstanden. Sie ist aber nur eine mögliche Ausprägung der Bestimmung. Zu einem anderen Zeitpunkt kann es sich um eine andere Tätigkeit handeln, mit der man noch immer seine Bestimmung, wie sie in der Essenz vorliegt, erfüllt. Zum Beispiel könnte die Bestimmung lauten, ein liebender Mensch zu sein oder ein weiser Mensch oder ein Mensch, der die Menschheit in ihrer Menschwerdung einen Schritt voranbringt, also ein fortschrittlicher Mensch zu sein.

Die Bestimmung eines Menschen kann eigentlich erst vom Lebensende her bestimmt werden. Sie kann nur retrospektiv formuliert werden als „Meine Bestimmung im Leben lag darin…“. Sie lässt sich am Ende des roten Fadens erst dingfest machen, der sich durch die verschiedenen Stationen der Existenz hindurch an der essentiellen Bestimmung (liebend zu sein, heilend zu sein, behütend zu sein, weise zu sein, fortschrittlich zu sein)  orientiert hat. Man könnte sich das Leben und seine Bestimmung wie ein Dartbrett vorstellen: Von einem*einer ungeübten Werfer*in ausgehend landet der Pfeil auf den äußeren Feldern des Bretts. Mit fortschreitender Geübtheit zielt man immer besser und kommt der Brettmitte näher. Obwohl das Licht der Bestimmung von der Brettmitte ausstrahlt und das eigentliche Ziel ist, das man möglichst häufig treffen will, symbolisiert das ganze Dartbrett das Leben. Wir können das ganze Dartbrett bespielen, auch seine Ränder, und sollten es um der Erfahrung Willen, dass man sich entwickelt und Fortschritte macht, auch tun. Von Anfang an und mit jedem Wurf in die Mitte zu treffen, wäre ein langweiliges Spiel ohne Herausforderung. Der Wert des Spiels und des Lebens liegt in der Entwicklungsfähigkeit und im Voranschreiten. Jedes Feld auf der Dartscheibe hat also mit unserer Bestimmung zu tun. Je näher wir in Richtung Mitte treffen, desto zufriedener fühlen wir uns. Nur Pfeile außerhalb des Dartbretts, die im Nirgendwo landen, zählen nicht. Solche Würfe sind zu vermeiden. Sie stehen symbolisch für die Selbstentfremdung, worunter so manche Tätigkeit und so mancher Lebensentwurf schmerzlich fällt. Deshalb ist es so wichtig, bei dem, was man tut, auf seine tieferen Gefühle zu achten. Sie informieren uns darüber, ob die ausgeführte Tätigkeit der persönlichen Bestimmung nahekommt oder ihr entspricht. An den äußeren Parametern der Tätigkeit ist das nicht abzulesen. Es kommt auf die innere Übereinstimmung an. Die Bestimmung äußert sich in einem inneren Ja, während man eine Tätigkeit ausführt, die eine der möglichen Tätigkeiten ist, durch die sich die Bestimmung verwirklichen kann.

Über die Bestimmung eines Anderen können wir dem*der Anderen nicht gut eine Mitteilung machen. Zu sagen, „vielleicht ist es deine Bestimmung…“, und dann eine Tätigkeit zu benennen, funktioniert nicht. Diese Aussage trifft nicht die Wahrheit. Was wir für andere Menschen und damit für die Welt in Sachen Bestimmung tun können, ist, uns selbst die Freiheit zu nehmen, unserer Bestimmung zu folgen und die Freiheit anderer zu achten, das Gleiche zu tun. Wir können Lebens- und Arbeitsbedingungen schaffen, die die Freiheit des Menschen wahren, seine Bestimmung zu fühlen und ihr zu entsprechen. Vor allem können wir uns darin üben, zu respektieren, wenn die Bestimmung eines Menschen ihn*sie an einen anderen Ort führt und damit weiter voran in seine*ihre Mitte bringt. Wir können lernen, dem Mitmenschen, der uns, um seiner Bestimmung zu folgen, verlässt, Gutes zu wünschen für den nächsten Entwicklungsschritt – und können selbst ebenfalls weitergehen. Eine Haltung des Respekts gegenüber dem vermeintlichen Scheitern und gegenüber gemachter Fehler unterstützt die Welt auf ihrem Weg in ihre Bestimmung hinein, ganz sie selbst zu werden und zu sein.

© Ariela Sager

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