Das Leben wird gemeistert, indem man tut, was getan werden muss. Was das ist, das von einem Individuum überhaupt getan werden kann und soll, liegt als Veranlagung vor, zu der die persönlichen Neigungen einen Schlüssel bilden. Wenn man etwas unternimmt, was ganz dem eigenen Wesen entspricht, fällt die Unternehmung kraftvoll und nachhaltig aus. Das Vorhaben gelingt, die dazu notwendige Anstrengung wird erbracht und die Herausforderung gemeistert. Im Aspekt der Nachhaltigkeit (der Ewigkeit) treffen sich Mensch und Kosmos zur fruchtbaren Zusammenarbeit im Hinblick darauf, dass der Wert der Dinge erfüllt wird, dasjenige, was in jedem Lebewesen von Dauer ist und der Ewigkeit angehört.
Der Mensch, der auf seine Essenz achtet, auf das also, was in ihm von Wert und von Dauer ist, respektiert seinen Anteil an der kosmischen Essenz und ihrer Ewigkeit. Wenn die ewigen (oder auch hermetisch genannten) Gesetze eingehalten werden, die Gesetze, die alles Leben so regeln, dass es gemeistert werden kann, wird es auch gemeistert. Mit dem Wissen um diese Gesetze, das sich bis auf die Kenntnis über die Zusammenhänge in der Natur und in zwischenmenschlichen Beziehungen verfeinern und sogar die einzelne Biografie betreffen kann, wird man eben mit Hilfe des Kosmos in die Lage versetzt, in einer gegebenen Situation genau das Richtige zu tun. Das Richtige ist immer dasjenige, was die essenziellen (und nicht zwangsläufig die existenziellen) Notwendigkeiten respektiert. Entscheidend ist, dass man nicht nur darüber nachdenkt, was man tun könnte, sondern dass man zur Tat schreitet, damit der Kosmos durch diese Bewegung hindurch wirken kann. Durch das Nichtstun hindurch kann er nicht wirken. Durch das Nicht-Tun hindurch schon. Deshalb wird dieses Nicht-Tun auch ewiges Tun genannt. Es ist das essenznahe, anstrengungslose Handeln. Es ist ein Handeln, das Ursachen und Wirkungen im Blick hat und ihre Gesetzmäßigkeiten erkennt und dazu Passendes anbietet.
Ein solcher Meister oder Meisterin genannter Mensch ist in der Lage, Handlungen zum Wohl Anderer und zum eigenen Wohl zu initiieren und zu beenden oder sie gezielt und intendiert zu unterlassen. Sie*er braucht keine Rationalisierungen, um ihr*sein unpassendes Handeln anschließend zu legitimieren. Sie*er verwendet von vornherein die kosmischen Gesetze und macht sie über ihre humanistischen Werte zu ihrer*seiner ethischen Richtschnur für ihr*sein Handeln. Das Wesen der Nachhaltigkeit als eine der kosmischen Essenzen ist es, alles Leben zu bewahren und zu behüten und jedem einzelnen Lebewesen die Chance zu geben, es selbst zu werden und zu sein. Die passenden Werte sind die Einstellungswerte des Respekts und der Würde und die Handlungswerte der Würdigung, der Hilfsbereitschaft, der Konsequenz und der Abgrenzung. Die Ressource, auf die der Kosmos zugreift, ist der menschliche Wert und die Selbstwertsicherheit, die sich über den individuellen Wert im Klaren ist, wie auch über den Wert allen Lebens.
Was man unter karmischer Schuld versteht, betrifft genau diesen Aspekt der Nachhaltigkeit. Eine karmische Schuld lädt jemand auf sich, der ein anderes Lebewesen an seiner Selbstwerdung hindert und ihm nicht gestattet, sein Leben zu meistern, so dass sein Menschsein gelingt. Wird diese Verstrickung nicht gelöst, entsteht Karma, das solange mitgeschleppt wird, bis es geheilt wird. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit handelt dagegen jemand, der die Freiheit anderer zu ihrer Selbstverwirklichung nicht nur respektiert, sondern aktiv und verantwortlich seinen Beitrag leistet, um für diese Freiheit zu sorgen. Im Geist der Nachhaltigkeit, die den Geist der Ewigkeit zutiefst respektiert und konsequent zu bewahren versucht, gibt der Kosmos uns im Moment des Handelns die Mittel an die Hand, das Richtige zu tun, um ein Selbstwerden in Freiheit zu verwirklichen. Das kann zuweilen eine simple Tasse Tee sein, die gemeinsam auf dem Boden sitzend getrunken einem anderen Menschen das Gefühl gibt, trotz existenziell unwürdiger Umstände sein*ihr Leben dennoch so meistern zu können, dass er*sie sich seiner Essenz würdig erweist, indem er*sie das bewahrt und behütet, was in ihm*ihr von Wert und von Dauer ist. So simpel kann Meisterschaft aussehen.
© Ariela Sager
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