Manchmal steht man vor jemandes Tür und glaubt, die besten Absichten hätten einen dorthin geführt. Man hat Geschenke im Gepäck und fühlt sich wie der Heilige Nikolaus, der Gebende, der Schenkende, der Sich-Verströmende. Überraschenderweise bleibt die Tür verschlossen, von der man sich (anders als der tatsächlich legendäre Heilige Nikolaus) sehnlichst erhofft, dass einem Einlass gewährt würde. Exakt so beschreibt sich das Dilemma des Respekts und der Wertschätzung, wenn die Motive nicht ganz klar sind, aus denen heraus man handelt. Echter Respekt beachtet alles, was von einer Situation ausgeht, auch die Grenzen, die Ablehnung, die Distanznahme oder die Bitte um Raum und Abstand.
Den Wert von demjenigen hochzuschätzen, was die eigenen Wünsche erfüllt, ist leicht. Aber auch dasjenige zu wertschätzen, was vordergründig den persönlichen Wünschen für sich oder sogar für eine andere Person zuwiderläuft, ist ausgesprochen schwer und anspruchsvoll. Wie oft wünschen wir jemandem „gute Besserung“ oder dass sich eine Situation nach einer bestimmten Vorstellung entwickeln soll, ohne zu wissen, ob „Besserung“ oder der vorgestellte Ausgang dasjenige ist, was der Person und ihrer Entwicklung zuträglich ist. Das Gleiche gilt für unser eigenes Eingreifen in eine Situation. Solange der Wert einer Situation (die in der Situation enthaltene Sinnanfrage) noch gar nicht erfasst wurde, kann das eigene Eingreifen nur von den eigenen Wünschen und Vorstellungen motiviert sein und gelenkt werden. Diese Vorstellungen jemand Anderem überzustülpen, verfehlt den Respekt und beschädigt die Würde des Anderen.
Die wertschätzende Haltung befleißigt sich also in jeder Situation zunächst der Einschätzung, worin ihr Wert besteht oder welcher Wert (auf vielleicht missglückte Weise) mit einer Handlung zum Ausdruck gebracht wurde. Möglicherweise kann dann noch eine kleine Ergänzung in der Form vorgenommen werden – zu der auch die Aufforderung zählen kann, bitte wieder zu gehen. Möglicherweise wird man aber auch feststellen, dass die Sache keiner Verbesserung bedarf, dass die Erfahrungen der Notwendigkeit nach gemacht werden und dass alles seinen Weg geht und dass dieser Weg, selbst wenn es ein leidvoller sein sollte, gut ist, wie er ist. Die Haltung des Respekts hat vielleicht im Hinterkopf, dass das Wort Leiden etymologisch von dem althochdeutschen Wort lidan (mhd.: liden) kommt und Fahren, Reisen, Erfahren meint.
Das Aufbegehren gegen eine Situation, die der persönlichen Meinung nach eine Verbesserung braucht (womit nicht Gestaltung und damit das Antworten auf die Sinnanfrage gemeint ist, sondern die projizierende Einmischung), kann seinerseits ebenfalls auf den verborgenen Wert hin geprüft und dieser erkannte Wert dann auch geschätzt werden. Wahrscheinlich geht es bei dem Wunsch, etwas zu verbessern um den kosmischen Wert, darum, etwas bewahren und beschützen zu wollen, was einem lieb und teuer ist. Und wahrscheinlich ist die gezeigte Hilfsbereitschaft wirklich der Handlungswert, der die Handlung aus der Tiefe der inneren Wahrheit an Ritterlichkeit inspiriert. Aber ist es auch das antreibende Motiv?
Wenn das antreibende Motiv noch der Wunsch danach ist, dass man selbst für sein Tun Wertschätzung erfährt, dann sollte man sich mit seiner Selbstwertschätzung sowohl der verborgenen Motivation zuwenden als auch dem, worüber diese Motivation an höheren Werten und damit an Selbstwert spricht. Vielleicht kann der Wert eines Nein-danke jetzt erfasst und daher respektiert werden. Denn wie schon gesagt: Zu wertschätzen, was wie am Schnürchen läuft und das Ego nicht herausfordert, ist leicht. Die Werte, allen voran der Respekt, müssen aber vor allem aktiviert werden, wenn es nicht wunschgemäß läuft. Erst in solchen Situationen zeigt sich, wes Geistes Kind man ist – oder eher: Wie reif und erwachsen man inzwischen geworden ist. Behält man den respektvollen Umgang bei, auch wenn man nicht bekommt, was man will, einfach, weil es die Menschenwürde gebietet, der man sich verpflichtet fühlt? Die Würde stets zu beachten, die eigene und die des Anderen, zeichnet einen wahrhaft erwachsenen Menschen aus. Würde jemand der Absage eines Anderen gegenüber würdevoll den Kopf neigen und sich lächelnd zurückziehen, läge darin unendlicher Respekt gegenüber den Wünschen des Anderen. An dieser Stelle würden die eigenen tieferen Bedürfnisse und die des Anderen wertgeschätzt. Das heißt nicht, dass man nicht unter veränderten Bedingungen später einmal, wenn es sich natürlicherweise ergibt, seine Anfrage wiederholen kann, darf und sollte, wenn einem das Anliegen wichtig ist. Dann aber geschieht eine respektvolle Anfrage nicht aus dem egoistischen Angetriebensein, etwas haben zu wollen, sondern aus dem inspirieren Sein der persönlichen Entwicklung zu einem respektvollen Menschen.
Manchmal steht man vor jemandes Tür und glaubt, die besten Absichten hätten einen dorthin geführt. Man hat Geschenke im Gepäck und fühlt sich wie der Heilige Nikolaus, der Gebende, der Schenkende, der Sich-Verströmende. Überraschenderweise bleibt die Tür verschlossen, von der man sich (anders als der tatsächlich legendäre Heilige Nikolaus) sehnlichst erhofft, dass einem Einlass gewährt würde. Exakt so beschreibt sich das Dilemma des Respekts und der Wertschätzung, wenn die Motive nicht ganz klar sind, aus denen heraus man handelt. Echter Respekt beachtet alles, was von einer Situation ausgeht, auch die Grenzen, die Ablehnung, die Distanznahme oder die Bitte um Raum und Abstand.
Den Wert von demjenigen hochzuschätzen, was die eigenen Wünsche erfüllt, ist leicht. Aber auch dasjenige zu wertschätzen, was vordergründig den persönlichen Wünschen für sich oder sogar für eine andere Person zuwiderläuft, ist ausgesprochen schwer und anspruchsvoll. Wie oft wünschen wir jemandem „gute Besserung“ oder dass sich eine Situation nach einer bestimmten Vorstellung entwickeln soll, ohne zu wissen, ob „Besserung“ oder der vorgestellte Ausgang dasjenige ist, was der Person und ihrer Entwicklung zuträglich ist. Das Gleiche gilt für unser eigenes Eingreifen in eine Situation. Solange der Wert einer Situation (die in der Situation enthaltene Sinnanfrage) noch gar nicht erfasst wurde, kann das eigene Eingreifen nur von den eigenen Wünschen und Vorstellungen motiviert sein und gelenkt werden. Diese Vorstellungen jemand Anderem überzustülpen, verfehlt den Respekt und beschädigt die Würde des Anderen.
Die wertschätzende Haltung befleißigt sich also in jeder Situation zunächst der Einschätzung, worin ihr Wert besteht oder welcher Wert (auf vielleicht missglückte Weise) mit einer Handlung zum Ausdruck gebracht wurde. Möglicherweise kann dann noch eine kleine Ergänzung in der Form vorgenommen werden – zu der auch die Aufforderung zählen kann, bitte wieder zu gehen. Möglicherweise wird man aber auch feststellen, dass die Sache keiner Verbesserung bedarf, dass die Erfahrungen der Notwendigkeit nach gemacht werden und dass alles seinen Weg geht und dass dieser Weg, selbst wenn es ein leidvoller sein sollte, gut ist, wie er ist. Die Haltung des Respekts hat vielleicht im Hinterkopf, dass das Wort Leiden etymologisch von dem althochdeutschen Wort lidan (mhd.: liden) kommt und Fahren, Reisen, Erfahren meint.
Das Aufbegehren gegen eine Situation, die der persönlichen Meinung nach eine Verbesserung braucht (womit nicht Gestaltung und damit das Antworten auf die Sinnanfrage gemeint ist, sondern die projizierende Einmischung), kann seinerseits ebenfalls auf den verborgenen Wert hin geprüft und dieser erkannte Wert dann auch geschätzt werden. Wahrscheinlich geht es bei dem Wunsch, etwas zu verbessern um den kosmischen Wert, darum, etwas bewahren und beschützen zu wollen, was einem lieb und teuer ist. Und wahrscheinlich ist die gezeigte Hilfsbereitschaft wirklich der Handlungswert, der die Handlung aus der Tiefe der inneren Wahrheit an Ritterlichkeit inspiriert. Aber ist es auch das antreibende Motiv?
Wenn das antreibende Motiv noch der Wunsch danach ist, dass man selbst für sein Tun Wertschätzung erfährt, dann sollte man sich mit seiner Selbstwertschätzung sowohl der verborgenen Motivation zuwenden als auch dem, worüber diese Motivation an höheren Werten und damit an Selbstwert spricht. Vielleicht kann der Wert eines Nein-danke jetzt erfasst und daher respektiert werden. Denn wie schon gesagt: Zu wertschätzen, was wie am Schnürchen läuft und das Ego nicht herausfordert, ist leicht. Die Werte, allen voran der Respekt, müssen aber vor allem aktiviert werden, wenn es nicht wunschgemäß läuft. Erst in solchen Situationen zeigt sich, wes Geistes Kind man ist – oder eher: Wie reif und erwachsen man inzwischen geworden ist. Behält man den respektvollen Umgang bei, auch wenn man nicht bekommt, was man will, einfach, weil es die Menschenwürde gebietet, der man sich verpflichtet fühlt? Die Würde stets zu beachten, die eigene und die des Anderen, zeichnet einen wahrhaft erwachsenen Menschen aus. Würde jemand der Absage eines Anderen gegenüber würdevoll den Kopf neigen und sich lächelnd zurückziehen, läge darin unendlicher Respekt gegenüber den Wünschen des Anderen. An dieser Stelle würden die eigenen tieferen Bedürfnisse und die des Anderen wertgeschätzt. Das heißt nicht, dass man nicht unter veränderten Bedingungen später einmal, wenn es sich natürlicherweise ergibt, seine Anfrage wiederholen kann, darf und sollte, wenn einem das Anliegen wichtig ist. Dann aber geschieht eine respektvolle Anfrage nicht aus dem egoistischen Angetriebensein, etwas haben zu wollen, sondern aus dem inspirieren Sein der persönlichen Entwicklung zu einem respektvollen Menschen. Genauso, wie ein Mensch lernen muss, Nein zu sagen, muss er*sie lernen, ein Nein zu respektieren.
© Ariela Sager