Zusatzkapitel: Hochsensibilität im Dreieck

1996 wurde in den USA von der Psychologin Dr. Elaine Nancy Aron eine Forschungsrichtung begründet, die innerhalb und außerhalb des wissenschaftlichen Kontextes bis heute umstritten geblieben ist: die Hochsensibilitätsforschung (vgl. Elaine Aron: The Highly Sensitive Person. How to Thrive when the World Overwhelms You, 1996. Dt.: Sind Sie hochsensibel?, 2005)Bisher konnte zwar durchaus in wissenschaftlichen Versuchsaufbauten beobachtet werden, dass in der Regel 20 Prozent einer auf ihre Reizempfindsamkeit hin untersuchte Gruppe sich als früher reizüberlastet und damit reizoffener erweist als die weiteren 80 Prozent der jeweiligen untersuchten Gruppe, es konnte aber noch nicht nachgewiesen werden, welche biologische Ausstattung für die reizsensiblere Reaktion verantwortlich ist. Evident ist die hochsensible Konstitution, die psychologisch als Temperamentsvariante betrachtet wird, vor allem für das Individuum selbst. Wissenschaftliche Untersuchungen zu den Merkmalen der Hochsensibilität stützen sich daher auf Selbstaussagen aufgrund von psychologischen Fragebögen. Die Kriterien der Hochsensibilität können in den Arbeiten Elaine Arons nachgelesen werden, insbesondere in ihrem Buch The highly sensitive child. Helping our children thrive when the world overwhelms them, 2002. Die deutsche Übersetzung liegt unter dem Titel Das hochsensible Kind seit 2008 vor.

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1. Schattenpole

Die psychologische Forschung verweist auf die Schwierigkeit, eine durch Konditionierung und Traumatisierung erworbene psychische Überempfindlichkeit und nervliche Labilität von der genetisch veranlagten überdurchschnittlich hohen Reizoffenheit zu unterscheiden, die oft mit einer hohen Gefühlsstärke einhergeht. In dem vorliegenden Denkmodell des Beziehungs- und Entwicklungsdreiecks würde sich die psychologische Überempfindlichkeit als Folge einer Traumatisierung im zweiten Beziehungs- und Entwicklungsdreieck ansiedeln lassen. Sie könnte durch eine passende Heilarbeit auch integriert und überwunden werden. Die Hochsensibilität siedelt sich dagegen im sechsten Beziehungs- und Entwicklungsdreieck an. Da es sich um einen Teil der genetischen Ausstattung handelt, wird die Konstitution nicht überwunden. Sie muss stattdessen erkannt und inkludiert werden, damit das Individuum einen adäquaten Umgang mit den Bedingungen entwickelt, unter die es sich von seiner persönlichen Konstitution gestellt sieht. Diesem Selbstverständnis und der Entwicklung eines persönlichen Umgangs mit dem Phänomen dient die Hochsensibilitätsforschung.

Die Hochsensibilität umfasst das gesamte sechste Dreieck, so wie im zweiten Dreieck die Lebendigkeit thematisch über dem ganzen Dreieck liegt. Wenn im zweiten Dreieck die Schattenaspekte Selbstablehnung (Passivpol) und Selbstsabotage (Aktivpol) als Angstmerkmale der Angst vor dem Leben und vor der Lebendigkeit über die integrativen Einstellungen Präsenz/Aufmerksamkeit (Yin) und Urteilsvermögen/Angemessenheit (Yang) zugunsten der Ressource eines gesunden Selbstbewusstseins überwunden werden können, zugunsten also einer Liebe zum und einer Freude am Leben, gibt es eine analoge Erzählung für die Hochsensibilität im sechsten Dreieck: Die vorherrschende Angst im sechsten Dreieck ist die vor der seelischen Verletzung, vor der Verletzung der seelischen Integrität durch Fehler, die man selbst machen könnte oder durch Fehler, die man von anderen begangen erleiden könnte. Hochsensible Personen (HSP) sagen von sich selbst sehr häufig, dass sie Angst haben, etwas falsch zu machen und andere zu verletzen oder verletzt zu werden. Daraus entstehen die beiden Angstmerkmale und (unreifen) Strategien des Umgangs mit dieser Verletzlichkeit: Im Passivpol sind es der Selbstzweifel, das Hadern und das Zaudern, womit die Angst kontrolliert werden soll. (Hier liegt die Verwechslungsgefahr mit der Überempfindlichkeit des zweiten Dreiecks, die versucht, eine vorliegende und nicht verheilte Verletzung durch die Ablehnung des Lebens zu schützen.) Im Aktivpol ist es die Kompensationsstrategie des Hochmuts und der Überheblichkeit (worin zuweilen eine Verwechslung mit dem Aktivpol des dritten Dreiecks stattfindet, wenn nicht die unterschiedliche Energie des Verhaltens beachtet wird, wobei Hochmut und Stolz auch der Selbstsabotage des zweiten Dreiecks gleichen können).

Der Passivpol des sechsten Dreiecks versucht, Fehler zu vermeiden, indem jede mögliche Handlung vorab so gut wie nur eben möglich auf ihre Gefahren und Risiken hin abgewogen wird. So kommt es zu der in der Forschung so oft benannten Zurückhaltung der HSP. Der Selbstzweifel bezieht sich möglicherweise auf eines der Lebensthemen der Dreiecke eins bis fünf, zum Beispiel in der Frage, ob man auch qualifiziert und kompetent genug ist (1. Dreieck), ob man eine existenzielle Gefahr übersieht (2. Dreieck), ob man es überhaupt wert sei (3. Dreieck) oder ob man einen schmerzhaften Verlust erleiden könnte (4. Dreieck), wenn man sich auf das Vorhaben einließe oder ob man von irgendetwas zu wenig hat, vor allem zu wenig Kraft oder Mittel oder Stressresistenz (5. Dreieck), so dass man sich lieber vorsichtig zurückhalten sollte. Der Zweifel kann aber auch eine Erzählung an sich sein: Man will niemanden verletzen und will selbst nicht verletzt werden. Weil man auf dieser Stufe der seelischen Entwicklung, die von der hochsensiblen Konstitution begleitet wird, auch subtile Verletzungen bemerkt, die normalsensiblen Menschen möglicherweise entgehen, und weil man nie alles an Verletzungspotenzial abgewogen haben kann, sagt man lieber gar nichts, hält sich lieber lange zurück, bleibt in der Deckung und kommt auch lieber lange nicht zu einer Entscheidung und ins Handeln. Wird eine HSP bei einer Unachtsamkeit ertappt, mit der sie sehr wohl eine begangene Verletzung zu verantworten hat, wird hier gerne die eigene Fragilität ins Feld geführt, die davon erzählt, dass man das, was von jemand Anderem als Verletzung empfunden wurde, auf keinen Fall so gemeint habe. Dass für die Unachtsamkeit (wie überhaupt für die menschliche Fehlbarkeit) Verantwortung übernommen würde, zum Beispiel indem man sich Charakterschwächen oder Bildungsdefizite und Wissenslücken über bestimmte Zusammenhänge eingesteht, die man sich zu beheben vornimmt oder indem man gleich in einer gegebenen Situation um Aufklärung bittet, kommt erst mit fortgeschrittener Reife der Persönlichkeit vor, dann, wenn die Yin- und Yang-Kräfte aktiviert sind. Im sechsten Dreieck wären das die Achtsamkeitn (Yin) und die Rücksichtnahme (Yang) bei gleichzeitiger Hingabe (Yin) und Gelassenheit (Yang). An der hier beschriebenen Stelle im Passivpol werden lediglich die an die HSP herangetragenen Vorwürfe von sich gewiesen: „Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben so etwas getan. Wie kannst du es also wagen, mich eines solchen Vergehens zu bezichtigen!“ Man bedenke hier auch die „White fragility“ im Rassismusdiskurs, die ganz ähnlich gelagert ist, insofern, als das Phänomen der deklarierten Fragilität ab dann eintritt, wenn dem zugrundeliegenden Thema gegenüber eine gewisse, aber noch unreife und wenig selbstreflektierende Sensibilität aufgekommen ist.

Im gegenüberliegenden Pol wird der Vorwurf einer begangenen Verletzung mit einer legitimierenden Erzählung beantwortet. Auch hier wird noch keine Verantwortung für die (vermutlich durchaus nur versehentlich) begangene Unachtsamkeit übernommen, mit der einem vielleicht eine diskriminierende Aussage unterlaufen ist oder mit der man vielleicht missionarisch oder urteilend jemandes Grenze verletzt hat, jemandes Bedürfnisse und vor allem dessen Signale der Grenzsetzung und Distanznahme übergangen hat, sich somit rücksichtslos verhalten hat. Im Angstmerkmal des Hochmuts versucht die ihrer selbst noch nicht bewusst gewordene HSP die Verletzung der eigenen seelischen Integrität von sich zu weisen, indem sie ihr Verhalten, mit dem sie ihre Integrität verletzen würde, im Nachhinein rationalisiert und legitimiert, indem sie Gründe für ihr Verhalten im Außen sucht. „Wenn du auch nicht besser auf dich achtest, wie soll ich dann wissen… Ich bin ja kein Hellseher.“ Gerade bei (versehentlicher) Diskriminierung oder Grenzüberschreitung wird der Hochmut eine passende Begründungserzählung in der Person des Anderen finden: „Er*sie verhält sich aber auch wirklich wie ein*e…“. Alle Diskriminierungserzählungen, wie auch Verschwörungserzählungen sind in diesem Aktivpol des 6. Dreiecks angesiedelt.

Das Verhalten aus den Schattenpolen heraus, das keineswegs auf ihrer selbst noch unbewusste HSP beschränkt ist, sondern auch ein gesellschaftliches Phänomen darstellt, eben sobald einem Thema gegenüber eine gewisse Sensibilität aufgekommen ist, ein Thema also kollektiv als heikel empfunden wird, wie es im Fall des Rassismusphänomens zum Beispiel vorliegt, lässt viele Menschen eine ambivalente oder sogar abwertende Perspektive auf die Veranlagung der Hochsensibilität (oder der gesellschaftlichen Sensibilität einem Thema gegenüber) einnehmen. So werden persönlichkeitsschwache HSP als Sensibelchen, Heulsusen, überempfindliche Prinzessinnen auf der Erbse oder auch als überheblich und anmaßend empfunden, als Menschen, die meinten, sie seien etwas Besonderes, was sie in den Augen der sie Bewertenden nicht sind. Persönlichkeitsschwache HSP werfen sich aus ihren Schattenaspekten heraus auch gerne gegenseitig vor, Scharlatane zu sein, und sprechen einander vor allem ihre spirituelle Reife und ihre medialen Fähigkeiten ab, nur weil sie selbst noch nicht soweit sind, ihre Medialität und ihre Intuition schon zu beherrschen: „Das kannst du gar nicht wissen, du spekulierst nur!“ Der Spekulationsvorwurf könnte allerdings auch eine Schutzbehauptung sein, um die Glaubwürdigkeit einer intuitiven Aussage, die womöglich sogar ins Schwarze getroffen hat, in Zweifel zu ziehen. Genau diesem Mechanismus unterliegt auch die Abwehrhaltung gegenüber einer aufkommenden Rassismussensibilität. Die Grundlage dieser Diskreditierung ist weiterhin die Angst vor Fehlern und vor Verletzung, davor, selbst zu verletzen oder verletzt zu werden oder als fehlbar entlarvt zu werden. Wenn in diesen Tagen jemand zu hören bekommt: „Ich bin hochsensibel“, könnte das beobachtbare Verhalten aus den Schattenpolen heraus der Grund sein, weshalb der Aussage gegenüber häufiger die Augen verdreht werden als dass interessiert nachgefragt würde, worum es sich bei diesem Phänomen handelt oder was es für die Person konkret bedeutet, worin sich ihre hohe Sensibilität äußere und worin ihr persönliches Potenzial läge. Das gleiche gilt für eine Aussage, die auf eine unbewusst begangene diskriminierende Äußerung hinweist. Dieser Aussage wird oft kein offenes Interesse entgegengebracht, sondern sie wird mit einer unangemessenen Genervtheit und Abwehrhaltung quittiert. Allerdings könnte auch hier nach der Resonanz mit dem Schattenpol gefragt werden, wenn man sich den Stil des Vortrags ansieht, der oft als belehrende, maßregelnde und damit hochmütige Gegenerzählung zum Rassismusvorwurf erscheint und leider nicht als reife, heilende Unterrichtung durch eine gefestigte Persönlichkeit.

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2. Transzendenz

Jetzt ist das Grundbedürfnis, das dem sechsten Dreieck zugeordnet ist und von dem Elaine Aron auch in ihrer Forschung sagt (v. a. in ihrem Buch Psychotherapy and the Highly Sensitive Person. Improving Outcomes for That Minority of People who are the Majority of Clients, 2010, dt.: Hochsensible Menschen in der Psychotherapie, 2014), es überdurchschnittlich häufig an HSP bemerkt zu haben, das Bedürfnis nach Transzendenz. Die Sehnsucht nach Transzendenz richtet sich auf unterschiedlich Jenseitiges. Das, was jenseits der Angst erfühlt und erahnt wird, die eigene Liebesfähigkeit, ist ebenso Gegenstand der Sehnsucht, wie die Liebe in der Welt als Manifestation einer wie auch immer erzählten Göttlichkeit. Die Sehnsucht richtet sich also darauf, das eigene Selbst durch die Transformation des Egos aus dem Bereich des Jenseitigen zu befreien und in die diesseitige Erfahrungswelt zu holen. HSP wissen von ihren hochwertigen Ressourcen und ihrem inneren Reichtum an Schönheit, Anmut, Frieden, Dankbarkeit, Urvertrauen und Synchronizität, wie auch von ihrem jeweiligen Urbild, das sie mit einem essenziellen Aspekt des kosmischen Bewusstseinsstroms verbindet. Es handelt sich um das innere Bild dessen, wie und wer sie ohne Ablenkungen von außen wären, dann, wenn sie ganz sie selbst sein könnten. Dieses Bild, das im Dreieck in der Dreiecksfläche liegt, kann vor allem – und manchmal sogar nur – im Für-sich-Sein gelebt werden. Wenn sie nicht von den Schwingungsfrequenzen, den unübersichtlichen Narrativen, den subtilen Erwartungen und impliziten Forderungen anderer abgelenkt wird, sondern sich ganz für sich in der Natur, in der Welt der Kunst, der Musik, der Poesie, der Literatur oder überhaupt in einem Raum von Ästhetik und Schönheit, von Wahrheit und Licht bewegt, fühlt die HSP einen Zugang zum persönlichen Bewusstseinsstrom (zu ihrer Seele) und erhält über ihn Einsichten aus dem kosmischen Bewusstseinsstrom. Das ist der höchste Aspekt ihrer Transzendenzfähigkeit. Darum sind Zeiten des Alleinseins so immens wichtig für HSP. Die Melancholie, die aufkommt, wenn solche Zeiten fehlen, betrifft nicht nur das Ausruhen, um das überreizte Nervensystem zu entlasten, sondern sie betrifft auch eine fehlende Inspiration, über die der Kontakt zum eigenen Unbewussten hergestellt werden kann. In der Abgeschiedenheit haben HSP sich ihre Zugänge zum kosmischen Bewusstseinsstrom oft schon in der Kindheit geschaffen. Es handelt sich um Tätigkeiten der Muße, wie die Beschäftigung mit Poesie, Musik oder Handarbeit, in späteren Jahren kann es auch die Meditation sein, aber auch der unbegleitete Spaziergang in der Natur, der auch von hochsensiblen Jugendlichen schon sehr geschätzt wird. Der Begriff der Seelenpflege passt für diese Beschäftigungen der Muße besser als der Begriff der Psychohygiene, selbst wenn die Psychohygiene als Mechanismus der Selbstregulation und der Orientierung in die Zeit der Seelenpflege fallen kann. Aber eigentlich geht es um die Verbindung zur inwendigen Schönheit und Wahrheit, die bereits stattfindet, auch wenn die psychische Reife die persönlichen Urängste und die Angstmerkmale, also die Schattenpole noch nicht transzendiert hat. Die Melancholie und die Sehnsucht erzeugen aber einen Inspirationssog, der im passenden Lebensalter dann die notwendige Transformation anstößt.

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3. Yin-Kraft

Bei HSP ist zu beobachten – und diese Beobachtungen werden von der Hochsensibilitätsforschung nach Elaine Aron gestützt -, dass die Werte, die bei normalsensiblen Menschen Teil ihrer Integrität sind, bei HSP um eine Oktave erhöht werden. Elaine Aron spricht an dieser Stelle von einem inneren Adel. Die Werte des sechsten Dreiecks, die dort zur Yin-Kraft, also zur Haltung oder Einstellung gehören, sind mit der Achtsamkeit etwas höherschwingend als die Aufmerksamkeit (Yin 2), mit der Toleranz etwas höher schwingend als die Akzeptanz (Yin 5), mit dem wirklichen Mitfühlen, was jemand anderes fühlt mehr noch als das empathische Mentalisieren (Yin 4), mit der Hingabe und Verehrung tiefer gehend als die Wertschätzung (Yin 3) und mit der Inklusion fremder Stärken und Fähigkeiten weitreichender als die Anerkennung (Yin 1). 

Diese hohen Werte unterliegen bei HSP insofern der Selbstbestimmung, als das Individuum über ihre Annahme und den persönlichen Umgang mit ihnen entscheidet. Die höherfrequente Entwicklung aber findet automatisch als Temperamentsvariante statt, sobald die Einstellungswerte grundsätzlich aktiviert werden. Eine HSP entscheidet also selbstbestimmt darüber, die kindlichen Konditionierungen zugunsten erwachsener Einstellungen aufzugeben, aber sie entscheidet nicht über den Modus, in dem die Einstellungen dann in ihr vorliegen. Zum Beispiel muss eine HSP, wie jeder andere Mensch auch, etwas dafür tun, dass die Angst vor dem Leben und seinen Gefahren integriert wird und dass die Kontroll- und Kompensationsstrategien der Selbstablehnung und der Selbstsabotage überwunden werden. Sie muss sich, wie jeder andere auch, für die Präsenz und die Aufmerksamkeit entscheiden und muss sie auch einüben. Ihrem genetisch veranlagten Temperament gemäß wird die Aufmerksamkeit aber bei HSP intuitiv veredelt und zur Achtsamkeit angehoben.

Wo ein Kind in der Obhut eines präsenten und aufmerksamen Erwachsenen bereits die Erfahrung macht, dass der Ausdruck seiner Wünsche beachtet wird (und ihnen auf angemessene Art entsprochen wird), erfährt ein Kind in der Obhut eines hochsensiblen und damit über die Aufmerksamkeit hinaus achtsamen Erwachsenen, seine wahren Bedürfnisse hinter den geäußerten Wünschen (oder hinter dem kindlichen Verhalten) leichter erkannt werden. So geschieht es Kindern von hochsensiblen Eltern, die in ihrer vollen Kraft sind (die also ihre Yin- und Yang-Kraft aktiviert haben), dass sie zwar möglicherweise nicht ihre Wünsche erfüllt bekommen und ein unangemessenes Verhalten auch eingegrenzt wird (z. B. kindliche Gewaltausbrüche aus Überforderung), dass aber ihre Bedürfnisse befriedigt und damit das Mangelempfinden befriedet wird. Ein schlagendes, tretendes und beißendes Kind in den Arm zu nehmen, um ihm Halt und die Möglichkeit zu bieten, sich über das erwachsene und stabile Nervensystem zu regulieren, wäre ein Beispiel, wobei die Hochsensibilität auch erfasst, ob die Nähe der Umarmung das adäquate Mittel für eine Rahmung ist oder ob das spezielle Kind Nähe nicht gut verträgt und stattdessen das Raumhalten aus der Präsenz heraus bevorzugt.

Von der hohen Sensibilität, die auch Subtiles und Nonverbales sehr leicht auswerten kann, profitieren vor allem kleine Kinder, die der Sprache noch nicht mächtig sind. Aber auch Tiere. Vor allem Haushunde haben es in der Obhut von mental erwachsengewordenen HSP besonders gut: Jenseits starrer domestizierender Regelhaftigkeit kann ein Hund nämlich auch kooperativ erzogen werden. Aber das erfordert ein echtes Fingerspitzengefühl für das vom Hund gezeigte Verhalten und dessen Bedeutung im jeweiligen Kontext. Ganz davon abgesehen übrigens, dass unter den Tieren zwanzig Prozent hochsensibel sind, was, wie Elaine Aron berichtet, wissenschaftlich schon belegt war, bevor es am Menschen erfasst wurde.

Von der Hingabefähigkeit und von der Toleranz profitiert natürlich die ganze Gesellschaft, sofern die HSP auch ihre Yang-Kraft aktiviert hat und sich gesellschaftlich für ihre hohen Werte stark macht.

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4. Yang-Kraft

Die Betrachtung, die wir über die Yin-Kraft des sechsten Dreiecks angestellt haben, können wir auch über die Yang-Kraft anstellen. Nicht nur hebt die erwachsene, auf humanistischen Werten basierende Eigenkraft das konditioniert kindische Verhalten aus dem Aktivpol heraus und gestattet dem erwachsenen Menschen ein reifes, rationales und angemessenes Verhalten, sondern unter dem Gesichtspunkt der Hochsensibilität ändern die schöpferischen Werte ebenfalls ihren Modus. Im Licht eines hochsensiblen Temperaments werden aus der Umsicht (Yang 2) die Behutsamkeit und die Rücksichtnahme, aus dem Unterrichten und Informieren (Yang 1) wird das Vorbild, aus der Würdigung (Yang 3) wird die Achtung, die Ehrung oder die Geste der Ehrerbietung, aus der Loyalität und der Fürsorge (Yang 4) wird die Solidarität und aus der Authentizität und der Großzügigkeit (Yang 5) wird die Gelassenheit und das Lassenkönnen Anderer, wie sie sind.

HSP in ihrer vollen Kraft sind herrliche Beziehungspartner*innen (wie Elaine Aron in ihrem Buch The Highly Sensitive Person in Love. Understanding and Managing Relationships When the World Overwhelms You, 2000. Dt.:  Hochsensibilität in der Liebe, 2006 berichtet), faire Geschäftspartner*innen, loyale Freund*innen und großartige Eltern, Lehrer*innen, Politiker*innen, Arbeitgeber*innen etc. Überall da, wo Verantwortung für ein werteorientiertes Miteinander übernommen werden sollte, wo das Befinden von Mensch und Natur beachtet werden muss, wo es um Chancengleichheit und Gerechtigkeit geht, haben HSP ihre goldenen und sanften Hände im Spiel, weil sie mit ihrer Yin-Kraft achtsamer wahrnehmen und mit ihrer Yang-Kraft behutsamer handeln. Können diese Menschen auf ein Team von ihrerseits integren Erwachsenen zählen, gehen von diesen Teams echte Veränderungen in Richtung eines für alle lebenswerten, weil angstfreien Lebens aus. Aber auch ohne ein Team im Hintergrund wirken HSP, wenn sie in ihrer Kraft sind, aus ihrer Vorbildfunktion heraus auf die Gesellschaft. Sie legen Spuren, die nach und nach von allen befahren werden können.

Das Frustrierende, das sich derzeit für viele reife, also in ihren Werten gut entwickelte und demnach persönlichkeitsstarke HSP ergibt, liegt allerdings in der Erfahrung, dass man mit ihnen häufig in eine nicht adäquate Resonanz geht. Man empfindet das Handeln und Nicht-Handeln einer HSP als enorm wohltuend. Man fühlt sich bei so einer Person wirklich gesehen, rücksichtsvoll behandelt und die HSP kann ja auch so gut zuhören, so dass man glatt meint, man hörte sich selbst endlich mal zu, weshalb man jetzt auch auf ganz neue Ideen kommt, während einem doch nur zugehört wird. Und dann diese vornehme Höflichkeit und dass man einfach so gut wie nie fürchten muss, verurteilt oder beschämt zu werden, das ist schon entspannend. Außerdem nimmt eine HSP auch immer Rücksicht auf die Befindlichkeiten anderer und ist schon zur Stelle, bevor man überhaupt sagen musste, wie es einem geht und was man braucht, das ist auch irgendwie praktisch, ganz davon abgesehen, dass eine HSP sehr lange so überaus gelassen bleibt und so vieles zu relativieren weiß, egal wie abwegig man sich in ihrem Beisein oder sogar ihr selbst gegenüber benimmt. Eine gereifte hochsensible Persönlichkeit in der Nachbarschaft oder im Unternehmen zu haben, ist schon eine feine Sache. Sie sorgen auf ihre ganz eigene Art für Harmonie, ohne dass man sich selbst um sie bemühen oder groß seinen eigenen Beitrag leisten müsste. Ändert man sich selbst nicht, obwohl man darum gebeten wurde, ändern sie eben ihre Haltung und schon herrscht wieder Frieden, ohne, dass man sich auch nur ein Stück hätte bewegen müssen. Und diese Haltung ist eine nicht adäquate Resonanz. Hier werden die hohe Ethik und die Selbstreflexionsfähigkeit der HSP ausgenutzt und instrumentalisiert. Die von ihnen gelegten Spuren und Bahnen werden ignoriert und eben nicht ebenfalls befahren. Man ruht sich in ihrer Sanftmut aus und sonnt sich in ihrem Licht, aber man nimmt sich ihr Verhalten nicht zum Vorbild. Vor allem bemüht man sich nicht darum, ein erwachsenes Gegenüber zu werden und eine eigene Selbstreflexionsbereitschaft zu entwickeln. Es sind die inneren Kinder in den lediglich kognitiv, aber nicht mental erwachsen gewordenen Menschen, die bei einer HSP ganz und gar unangemessen andocken und in irgendeiner Form von ihren Fähigkeiten zu profitieren wünschen. Zum Beispiel sind HSP in der Lage, ein gutes Betriebsklima herzustellen. Sie können Menschen lesen, gesellschaftliche Tendenzen und Markttrends frühzeitig erfassen, wie sie auch über ihr intuitives Zuhören Probleme und ihre Ursachen schneller erkennen und Lösungen finden. Zuweilen bekommen sie diese Verantwortungen einfach aufgebürdet.

Wenn man diesen Stärken einer gut entwickelten hochsensiblen Eigenkraft nicht mit eigener Integrität begegnet, wird man die Konsequenz allerdings zu tragen haben. Nach der Gelassenheit stellt sich im Zustand der Überlastung die Frustration ein. Reife und persönlichkeitsstarke HSP lassen sich nicht ausbeuten. Alleine schon weil sie es bei der Selbstverletzung ihrer seelischen Integrität mit der Symptomsprache ihres Körpers zu tun bekommen, der ihnen Dissonanzen im Hinblick auf ihre innere Wahrheit deutlich kommuniziert, müssen sie sehr gut auf sich selbst achten. Aus einem integritätsverletzenden Umfeld ziehen sie sich zurück und gehen zu den Menschen auf Distanz, wenn sie keine Entwicklung und nicht mal einen Entwicklungswillen erkennen. HSP sind Vorbilder und in dieser Vorbildfunktion sind sie Lehrer*innen und Heiler*innen, aber sie sind keine Babysitter und Erzieher*innen für die vernachlässigten inneren Kinder in erwachsenen Mitmenschen.

Der richtige Umgang mit einer HSP wäre der, ihr zunächst durch eine passende Bildung zu ermöglichen, in ihre Kraft zu kommen. Und dann sollten HSP an Plätze gestellt werden, von wo aus sie als gesellschaftliche Vorbilder in Sachen Toleranz, Solidarität, Achtsamkeit und Rücksichtnahme wirken können. Sie können gefragt werden: „Wie hast du das gemacht? Wie bist du dahin gekommen, wo du bist? Welche Ideen hast du für Probleme wie…?“ Auf ihre zurückhaltende Art geben HSP Hinweise auf die Inhalte ihres Wissens- und Erfahrungsschatzes, den sie niemandem mehr aufdrängen würden, den sie aber zum Befragtwerden bereitstellen und dessen Inhalt sie bereitwillig teilen. Statt ihr Engagement für selbstverständlich zu nehmen, würde Dankbarkeit zum Wiederauffüllen ihrer Ressourcen führen, aus denen sie mit vollen Händen zugunsten des familiären, nachbarschaftlichen oder gesellschaftlichen Friedens schöpfen. Denn Dankbarkeit und innerer Frieden sind Teil ihrer persönlichen Kraftquelle. Für beides müssen sie stetig aktiv sorgen.

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5. Ressource

Im Aspekt der Transzendenz wurde bereits auf die innere Kraftquelle hingewiesen, zu der junge HSP eher über ihre Gefühle der Sehnsucht und der Melancholie hinreichen, aber noch keinen stabilen Stand in ihr gefunden haben. Was an Kraft aus dieser inneren Quelle sprudelt, lässt sich wieder von den Ressourcen und Dreiecksflächen der Dreiecke 1-5 herleiten. Diese Ressourcen werden durch die Transzendenzfähigkeit der HSP wiederum in ihrer Frequenz angehoben, wenn HSP in ihre volle Kraft hineingefunden haben.

Die intuitive Veredelung erhebt die Integrität (Ressource 5) zur Synchronizität. Es liegt nicht nur eine Übereinstimmung zwischen Ich und Selbst (zwischen der Person und ihren Werten) vor, sondern auch das Selbst schwingt mit dem höheren Selbst synchron, wobei das höhere Selbst ein Bewusstsein für die spirituelle Teilhabe am kosmischen Bewusstseinsstrom aufweist, vielleicht sogar ein Bewusstsein dafür, in welchem Aspekt diese Teilhabe liegt. Das Selbstvertrauen (Ressource 4), bei dem das innere Kind dem inneren Erwachsenen vertraut, wird zum transrationalen Urvertrauen. Es liegt ein Vertrauen in das eigene Gehalten- und Eingebundensein im kosmischen Bewusstseinsstrom vor, ein Vertrauen, dass die Begebenheiten des Lebens der seelischen Entwicklung dienen und daher notwendig sind, so wie sie erscheinen. Aus der Selbstwertgewissheit (Ressource 3) wird die Dankbarkeit sich selbst und anderen gegenüber, gegenüber dem Leben und dem Kosmos. Man hadert schon in der Selbstwertgewissheit nicht mehr mit der Frage, ob man das, was einem zuteilwird, verdient und versucht das Verdienst nicht mehr zu rechtfertigen. In der Dreiecksfläche des sechsten Dreiecks ist man einfach dankbar und nimmt das Leben und seine Geschenke dankbar an, eben aus der völligen Gewissheit heraus, alles wert zu sein und alles zu verdienen, was das Leben einem bietet (oder auch aus Entwicklungsgründen vorenthält). Aus der Haltung der Dankbarkeit heraus ist das besonders viel Gutes, Schönes und Wahres, selbst in den traurigen Aspekten des Lebens, dessen Wahrnehmung wiederum die Ressource der Dankbarkeit weiter auffüllt. Hier herrscht zum Beispiel im Angesicht des Verlustes eines geliebten Wesens über die Trauer hinweg die Dankbarkeit über die miteinander geteilte Liebe vor. Solche Menschen nehmen Verlust und Unglücksfälle in einer würdevollen Anmut an, die von manchen bewundert, von anderen aber auch als Verdrängung fehlgedeutet wird. Die Anmut ist dagegen die Manifestation der gesamten Ressourcen empfindsamer und feinfühliger Menschen. Sie ist die intuitive Veredelung des Selbstbewusstseins (Ressource 2), der Art, wie man als Individuum so da ist in der Welt. HSP in ihrer Kraft sind anmutige Menschen in je ihrem persönlichen Ausdruck an Gestik, Mimik, Körperhaltung, Sprache, und immer an innerer Haltung. Und schließlich wird die Transformation der selbstsicheren Kompetenz (Ressource 1) zum inneren Reichtum. In ihm liegt alles an gesammelter Erfahrung, an Wissen, an Bildung, und für eine HSP handelt es sich vor allem um Herzensbildung, um Wissen über das Menschsein und um Erfahrungen, die ihre Humanität ausgebildet hat. HSP werten Lebensinformationen vor allem mit dem Herzen und im Hinblick darauf aus, was die Informationen ihnen über den Wert des Lebens und des Menschseins sagen können.

6. Medialität

Dass HSP sich als medial begabt erweisen, erfährt man in den unterschiedlichsten Berufszweigen, wo sich ihre Medialität unaufdringlich und unaufgeregt als Anreicherung ihrer professionellen Kompetenz erweist. Sie arbeiten hingebungsvoll in ihren erlernten Berufen und stellen dann fest, dass sie von etwas Größerem unterstützt werden, von dem sie intuitive Einsichten jenseits ihres Alltagsbewusstseins erhalten, die sie zum Wohl ihrer Arbeit verwenden können. Die Intuition ist allerdings noch nicht die volle Medialität, von der HSP Zeugnis ablegen. Die Intuition gehört eher zu ihrer Yin-Kraft und der Art der Wahrnehmung. Aufgrund ihrer energetischen Durchlässigkeit empfangen sie oft im Alltag Geistesblitze, Intuitionen und Inspirationen.

Die Medialität geht über die Yin-Kraft hinaus und gehört zum Charisma eines Menschen. Manche nennen es auch Begnadetsein oder Gesegnetsein. Es handelt sich um die Erfahrung einer produktiven Zusammenarbeit mit dem Kosmos (siehe das Kapitel “Partnerschaft mit dem Kosmos”). Aus ihr entstehen Kunstwerke von großer Bedeutung und spiritueller Aussagekraft, philosophische und spirituelle Texte oder naturwissenschaftliche Entdeckungen. Wobei Kunstwerke und Entdeckungen mehr dem siebten Dreieck zugeordnet werden können, weil die Kanalisierung der hohen Energien hier ohne eine transpersonale Persönlichkeit stattfindet, die Informationen durchgibt. 

In der Medialität des sechsten Beziehungs- und Entwicklungsdreiecks finden wir dagegen ganz häufig den Ausweis einer hellsinnigen Zusammenarbeit mit einer transpersonalen Entität. Es sind HSP, die Bücher von innerer Seelenweisheit vorlegen und als Quelle ihrer Weisheit eine von ihnen kanalisierte (gechannelte) jenseitige Persönlichkeit angeben, konkret einen aufgestiegenen Meister wie zum Beispiel Jesus, Mutter Maria, Maria Magdalena, der Graf von Saint Germain, aber auch Gruppen-Entitäten wie die Plejader oder ein anderes Sternenvolk. In einer alten (biblischen) Tradition würde das Channeln von Gott selbst stehen. Während allerdings Neale Donald Walsch mit seinen Büchern Gespräche mit Gott in drei Bänden keine neue Religion gestiftet hat, finden sich in den Texten des Alten Testaments und anderen religiösen Texten sehr viele Figuren, die die Stimme Gottes für ihr Volk kanalisierten (oder neudeutsch channelten) und auch zu Religionsstiftern wurden, entweder über ihre Person oder später über ihre Botschaften, die zu Heiligen Schriften zusammengefasst wurden. Wir könnten sehr gut sagen, die Zehn Gebote wurden gechannelt und Moses war mit ziemlicher Sicherheit hochsensibel, sonst wäre er nicht transzendenzfähig gewesen, nicht fähig, in seiner Perspektive über sich und seine Alltagswahrnehmungen hinauszugehen und sich für einen höher schwingenden Geist zu öffnen.

Moderne mediale Menschen arbeiten manchmal explizit als Medium. Ihre Tätigkeit besteht darin, eine jenseitige Entität zu channeln und ihre Botschaften sprachlich verständlich zugänglich zu machen. Wenn die transpersonale Entität sich dem Channelmedium zu erkennen gegeben hat, wird sie als Quelle benannt. Das Medium leiht ihr dann seine Stimme oder seine Schrift, wobei Stimme und Schrift die eigentlichen Medien sind. Da sie aber zum Menschen gehören, nennen die Übermittler*innen sich Sprech- oder Schriftmedium.

Für gewöhnlich müssen diese medial arbeitenden Menschen sich mental auf die Anwesenheit der transpersonalen Entität einstimmen, vielleicht auch in Trance begeben und vermitteln dann, was sie in ihrem Innern fühlen, hören oder sehen durch ihr Sprechen und Schreiben. Dabei betonen medial arbeitende Menschen, dass sie nicht nur als kosmische Sekretär*innen fungierten, sondern entweder mit den gechannelten Inhalten bisher unbekannte Informationen erhielten und sich selbst als aufmerksame Schüler*innen empfänden oder dass die jeweilige Quelle auf ihren gut gefüllten Wissensbrunnen zugreife, so dass sie sich als Co-Lehrer*innen empfänden. Die meisten Medien empfinden sich dankbar als beides zugleich.

Wir können jedenfalls davon ausgehen, dass überall da, wo Menschen sich mit dem kosmischen Geist verbinden, es sich um spirituell hochentwickelte HSP handelt. Im Fall des Charismas oder der spirituellen Fähigkeit muss die Blickrichtung im Dreieck geändert werden. Normalsensible Menschen können keine mediale Fähigkeit entwickeln (wenn sie sie entwickeln, sind sie hochsensibel), weshalb keine spirituellen Fähigkeiten in den Dreiecken eins bis fünf vorliegen, die im sechsten Dreieck intuitiv veredelt würden. Es dreht sich stattdessen darum, dass die Yin-Kraft auf Basis der vollen Ressource und durch die sich entwickelnde Medialität, die sich gewöhnlich erst in der Lebensmitte voll entfaltet (zur gut beherrschbaren Hellsichtigkeit, Hellhörigkeit, zum Hellfühlen oder zum Hellwissen), auf ein energetisch höheres Niveau gehoben wird. So wird aus der Empathie (Yin-Kraft 4) über das Mitfühlen (Yin-Kraft 6) hinaus eine telepathische Fähigkeit aktiviert, die sich häufig vor allem mit dem Geist von Tieren verbinden kann. Die Hundetrainerin Maike Maya Nowak berichtet davon, dass sie sich in ihrer Arbeit mit Hunden dieser Fähigkeit ganz selbstverständlich bedient habe. Aus der Akzeptanz (Yin-Kraft 5) wird über die Toleranz (Yin-Kraft 6) hinaus eine Manifestationskraft, die dazu eingesetzt wird, gesellschaftlich notwendige Veränderung, Entwicklung und Fortschritt herbeizuführen. Diese Kraft fließt zum Beispiel in Werke, die ein gesellschaftliches Umdenken und eine neue Art zu handeln, letztlich also eine gesellschaftliche Transformation bewirken oder bewirken könnten, wenn die Zeit reif ist. Aus der Wertschätzung (Yin-Kraft 3) wird über die Ehrerbietung und die Hingabe (Yin-Kraft 6) hinaus die Meisterschaft aktiviert, mit der Wert offenbart und geschöpft werden kann. Die Meisterschaft kommt vor allem in Nachhaltigkeitsbewegungen zum Tragen, in denen man sich darum bemüht, das Wertvolle in der Welt vor allem für spätere Generationen zu bewahren und das Leben als lebenswert zu erhalten. Sie lenkt aber auch den Blick auf die Sinnanfrage, die in jeder Situation an den Menschen ergeht und beantwortet diese Fragen des Lebens nach dem Sinn durch die persönliche Meisterung der Herausforderung nach bestem Wissen und Gewissen. Die Aufmerksamkeit (Yin-Kraft 2) wird über die Achtsamkeit (Yin-Kraft 6) hinaus zur Heilkraft, sobald die mediale Öffnung erfolgt ist. Sie begleitet therapeutisch und medizinisch tätige Menschen, ihre Profession auf ein anderes Level zu heben. Vor allem anthroposophisch ausgerichtete Ärzt*innen erfahren einen großen Zulauf an Patient*innen, weil man sich von ihnen einen ganzheitlichen und intuitiven Blick auf den Menschen erhofft, der nicht nur in die Mechanik eines Symptoms eingreift, sondern auch psychische und seelische Ursachen berücksichtigt und intuitiv Verbindungen herstellt, die einen echten Schlüssel zur Heilung und Ganzwerdung darstellen. Hier in dieser spirituellen Fähigkeit sind auch Menschen mit heilenden Händen oder Geistheiler zu finden. Die Yin-Kraft der Anerkennung und Ermutigung (Yin-Kraft 1) wird über die Inklusion (Yin-Kraft 6) hinaus zur Genialität. Mit dieser Gabe wird vor allem das Potenzial erkannt, weit auseinander und einander vielleicht sogar wesensfremde Elemente miteinander zu verbinden und in eine Synthese zu überführen, die ein Drittes, Neues und häufig eben eine geniale Lösung für ein Problem oder sogar ein ganz neues Gedankengebäude darstellt. Die Genialität befähigt den medialen Menschen, allen Elementen im Raum und sogar den Räumen selbst genau zuzuhören, um ihre Synergiepotenziale zu erfassen.

Während die reine Medialität des sechsten Beziehungs- und Entwicklungsdreiecks vor allem gesprochene und verschriftlichte Botschaften hervorbringt, zielt die andersartige Medialität der anderen Dreieckspitzen auf ein tätiges Wirken in der Welt und reicht damit ins 7. Dreieck hinein. Die Basis ist stets die hochsensible Konstitution und ihre Durchlässigkeit. Es liegt auch kein Wertunterschied zwischen den medialen Fähigkeiten vor, aber inhaltlich und formal gibt es Unterschiede in der spirituellen Begegnung mit dem kosmischen Geist. Die Medialität des sechsten Beziehungs- und Entwicklungsdreiecks zielt mit den erstellten sprachlichen Übermittlungen und Texten darauf, neue Narrative zur Orientierung der Menschen zu liefern. Mit ihnen soll die geistige Welt, die Welt des Göttlichen und der Seele, dem Menschen näher gebracht und verständlich gemacht werden. Diese Narrative verändern sich mit der Heranreifung der Menschheit, wie es sich an den sich entwickelnden Gottesvorstellungen ablesen lässt, und sie müssen darum stets aktualisiert empfangen und übermittelt werden. Dabei stehen die bisherigen Gottesvorstellungen weiterhin gültig neben den aktualisierten Vorstellungen von der Transzendenz bis die Identifikation mit älteren Vorstellungen von selbst nachlässt. Von den aktuellen Narrativen geht dann das jeweils jüngste Menschen- und Weltbild aus, das oft nur von einer kleinen Gruppe vertreten wird und auf dessen Grundlage der in Resonanz stehende Mensch sich jeweils verändert, mit erweitertem Bewusstsein auf die Mitmenschen bezieht. Mit der Bezugnahme auf die Welt wechselt dann aber das Dreieck. Auch das siebte Dreieck betrifft HSP, aber nicht alle HSP wechseln (in dieser Inkarnation) in die Bearbeitung und Erfüllung des siebten Dreiecks hinein.

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7. Synchronisierung

Mit der Synchronisierung als aktiven persönlichen Beitrag in der Welt geht eine HSP über das Dreieck der Transzendenz hinaus, man könnte sagen: zurück in die Welt. Es ist die Rückkehr des*der Märchenheld*in, der*die je nach Märchen und je nach märchenimmanenter Prophezeiung die dem*der Held*in gestellt wurde, in ihre*seine Heimat zurückkehrt, wo sie*er ihren*seinen ihr*ihm angestammten Platz einnimmt oder der*dem ein fremdes Königreich zufällt, das sie*er fortan glücklich regiert. Die Prophezeiung ist das Symbol für die essenzielle Ausstattung und den seelischen Inkarnationsplan des Individuums. Die Seele weiß, welche der beiden Optionen einer Rückkehr ihr gemäß ist. Sie hat sich dafür entschieden. Mit dem Beitrag an die Welt, Hilfestellung zu ihrer Synchronisierung zu leisten, kehrt der*die Märchenheld*in nach Hause zurück. Hier steht sie*er vor allem ihrer*seiner Familie zur Verfügung, ihren*seinen Kindern, den alt gewordenen Eltern, wie den Freund*innen, Arbeitskolleg*innen, Mitarbeiter*innen, innerhalb einer Art von Seelsorge auch ihren*seinen Klient*innen oder Patient*innen oder eben den Gläubigen einer Kirche oder Religionsgemeinschaft. Es ist die Goldmarie aus dem Märchen Frau Holle, die ihrer Stiefmutter und Stiefschwester gegenüber von ihren Erfahrungen in der Anderswelt berichtet. Dass die beiden Nutznießerinnen die Informationen nur zur egoistischen Selbstbereicherung und damit schlecht nutzen (die bereits erwähnte nicht adäquate Resonanz), ist ein Märchentopos, der so manche wohlmeinende HSP, die so sehr wünscht, dass sich alle Menschen in ihr höchstes Potenzial hinein entwickeln und ihr höchstmögliches Glück verwirklichen, vielleicht zu beruhigen vermag: Die Erfahrungen sollen zwar geteilt werden, erst darin verwirklicht sich der*die heimgekehrte Märchenheld*in vollständig, aber ob es für andere schon an der Zeit ist, die exakt gleichen Erfahrungen der Emanzipation und der Transformation zu machen oder ob vielleicht auch zunächst die Erfahrung des Scheiterns für die seelische Entfaltung notwendig ist, zum Beispiel um der Erfahrung willen, aus den Fehlern zu lernen, das zu bewerten obliegt nicht dem Individuum mit seiner notwendig eingeschränkten Perspektive auf das Leben anderer.

HSP, die sich am Ende ihrer vollen Entfaltung der symbolischen Heimkehr und der Synchronisierung der Welt widmen, stehen im ganz kleinen und feinen Rahmen, in der Anmut einer gereichten duftenden Tasse Tee oder eines frisch gebackenen Brotes zum Gespräch bereit, hören zu, stellen Fragen, leiten die Selbstfindung an und erteilen Rat oder sprechen von ihren Erfahrungen, falls es gewünscht ist und sie sich dazu eingeladen fühlen. Sie verwirklichen den Archetyp des*der Prophet*in und verkörpern den Topos der einzelnen Kerze, die in der Dunkelheit angezündet wird, statt die Dunkelheit zu verwünschen. Indem sie erhellende Kunde von weither bringen und über ihr Erzählen dazu beitragen, dass die Menschen sich selbst nach und nach näher kommen können, ist ihre Heimkehr gelungen und damit ihr Leben. Sie spüren es am Ende ihres Lebens in einem inneren Reichtum, der stetig zugenommen hat und von dem der sanfte Schimmer der Erfüllung ausgeht, den auch andere an ihnen sehen können.

Dem anderen Märchenende, in dem dem*der Märchenheld*in ein fremdes Königreich zufällt, das von ihm*ihr fortan glücklich regiert wird, geht zuweilen voraus, dass das Königreich zuerst von einer dunklen Umklammerung erlöst werden muss. Eine Prinzessin, die noch nie gelacht hat, wird zum Lachen gebracht (Die goldene Gans)  oder ein tyrannischer König, der sein Volk ausbeutet, wird vertrieben (Der Teufel mit den drei goldenen Haaren). Dabei wird der Held in beiden beispielhaft genannten Märchen von einer transzendenten Kraft begleitet und geleitet, bis er sein Ziel erreicht. Aufgrund seines Geführtseins kann er es nicht verfehlen.

Hier in der Dreiecksspitze, in der das Charisma der Souveränität liegt, die als natürliche Autorität in der Welt wirksam wird, wird auch gechannelt, aber von Licht zu Licht. Man erhält seine Informationen, mit denen man archetypisch jenseits des Archetyps des*der Prophet*in arbeitet, nicht von einer transpersonalen Entität übermittelt und steht auch nicht mit Persönlichkeiten der geistigen Welt in Kontakt – weshalb der Austausch mit den medial arbeitenden HSP des sechsten Dreiecks über ihre Texte und Botschaften oder über den persönlichen Kontakt mit einer hellsinnigen Person als sehr unterstützend und hilfreich empfunden wird –, sondern man erhält seine notwendige spirituelle Unterstützung an Weisheit, Heilkraft, Nachhaltigkeit und Liebe direkt aus der Matrix, in der man sich über die Ressource der Selbstkenntnis seines Platzes bewusst ist. Man arbeitet und fühlt dabei, dass man seine Arbeit nicht alleine macht, auch wenn man keine Quelle benennen kann, die einen begleitet. Sie ist dennoch da und im Werk erkennbar, in den heilenden Händen, dem grünen Daumen, der intuitiven Gesprächsführung, der hellsichtigen Problemerkennung und Lösungsfindung, der genialen Synthese und magischen Fortschrittsbewerkstelligung.

Dem entsprechen im Leben ein Wirken und eine Verwirklichung von Archetypen, die über das sechste Dreieck hinausgehen. Um den Archetyp des Lehrers (1) zu verwirklichen, muss eine Lehre oder ein Denkmodell entwickelt oder eine geistige Schule ins Leben gerufen werden, die über den physischen Aufbau eines Schulgebäudes hinausgeht. (Der Beruf des Lehrers verwirklicht nicht zwangsläufig den Archetyp des Lehrers.) Der Archetyp des Heilers (2) wird in einer wie auch immer gearteten Heilpraxis verwirklicht, die nicht an eine Arztpraxis gebunden sein muss, aber wieder als wahre Kunst aufgefasst werden kann. Die Archetypen Lehrer und Heiler können auch in alle denkbaren Entwicklungszusammenhänge eingebracht werden, zum Beispiel in der Entwicklungshilfe, in der Rehabilitation von Strafgefangenen, in der Opferunterstützung oder in einer Sozialarbeit, die sozial benachteiligten Menschen eine Zukunftsperspektive zu vermitteln versucht. Der Archetyp des Helden an sich, des Ritters und des Beschützers (3) strebt danach, die Mächtigen der Welt dazu zu bewegen, sich für den Erhalt der Erde und ihrer Ressourcen einzusetzen, für den Auf- und Ausbau und die Einhaltung der Menschen- und Kinderrechte, für den Schutz bedrohter Tierarten und des Tierschutzes allgemein. Es sind fremde Königreiche, in denen diese Archetypen zum Wohl der dort lebenden Wesen aktiv werden. Die Archetypen des vierten Dreiecks (z. B. Hebamme, Gastgeber*in, der*die edle Spender*in) bringen etwas auf die Welt oder helfen einem anderen Menschen, etwas auf die Welt zu bringen. Im großen Zusammenhang könnte es sich um die Beratung und Unterstützung von Firmengründungen handeln oder um eine eigene Firmengründung, die Anderen zum Gastgeber in Sachen Arbeit wird. Im fünften Dreieck verkörpert und verwirklicht sich die Manifestationskraft unter anderem im Archetyp der Hexe, der guten Fee, des Magiers oder des Alchimisten. Es sind Menschen, die die Wirklichkeit gestalten und Dinge herbeiführen. Typische Kontexte wären Forschungslabore und Erfinderwerkstätten und alle Bereiche, in denen Forschung und Entwicklung in Form eines Ausprobierens und Voranschreitens stattfindet. Das zentrale Anliegen auf dieser Entwicklungsstufe der Seele ist der Fortschritt der Menschheit in ihr Menschsein hinein mit Hilfe eines immer besser funktionierenden Materials oder  einer dem Entwicklungsbedarf angemessenen Methoden. 

HSP, die die archetypische Energie in sich tragen, ein fremdes Königreich zu erlangen, kennen die Schattenpole des siebten Dreiecks sehr gut. Es handelt sich bei diesen Kenner*innen nicht um die gesamte Gruppe der HSP, die Ungeduld oder ihren Gegenpol der Lethargie an sich selbst zu spüren bekommen haben, sondern nur um eine kleine Prozentzahl. Diese HSP durchlaufen in ihrer Entwicklung der aktuellen Inkarnation nicht nur das sechste Dreieck im Hinblick auf ihr Grundbedürfnis nach Transzendenz, sondern auch das siebte Dreieck im Hinblick auf ihr Grundbedürfnis nach Autonomie. Und häufig ist das Autonomiebedürfnis schon im Säugling deutlich erkennbar, zum Beispiel bei Kindern, die nicht auf den Rücken gelegt werden wollen und so lange schreien, bis man sie auf den Bauch dreht oder auf den Arm nimmt, von wo aus sie an der Welt teilnehmen können. Diese HSP werden sich mit den Bedingungen von Freiheit (Yin-Kraft 7) und Unfreiheit (Schatten) im Innern und Außen auseinandersetzen, mit Kreativitätshemmungen und Energiestauungen, mit gefesselter und entfesselter Kraft. Sie werden ihre Schöpferkraft (Yang-Kraft 7) im Einsatz für das Leben erfahren, für die Verlegung ihres Wirkungsortes (z. B. im Archetyp des Wanderers), um der Selbstbefreiung willen oder im Einsatz für die Gerechtigkeit. Sie werden damit zu tun haben, über das Urvertrauen noch hinauszugehen und sich selbst als Teil der Matrix, der sie vertrauen, wirklich zu erkennen. Diese Selbsterkenntnis geht auch über die Kenntnis der eigenen Veranlagung hinaus, indem sie diese Veranlagung in einen Sinnzusammenhang mit der universalen Matrix stellt und damit die Persönlichkeit in den historischen Kontext ihrer Zeit, wo sie eine relevante Rolle spielt, selbst wenn sie keine Weltgeschichte schreibt. Ihre Ressource der Resilienz (Dreiecksfläche 7) ergibt sich aus der Kenntnis dieses Zusammenspiels zwischen Mensch und Matrix. Sie ergibt sich aus der Selbst- und Nächstenliebe, die wiederum aus dem Urgrund der Kenntnis emporsteigt, dass man seiner Veranlagung gemäß eine Verantwortung in der Welt hat, dass man nicht zufällig lebt, wie man lebt und ist, wie man ist und trifft, wen man trifft. Auf der Basis der Ressource der Resilienz wird das Leben an sich und werden seine Phänomene, so leidvoll sie auch sein mögen, als Sinnanfragen verstanden. Das Leben stellt die Fragen und wir antworten mit unserem Lebensvollzug in den drei Kategorien: mitspielen, das Spiel ändern oder gar nicht spielen.

Wenn mit dem Spiel nicht das fruchtbar-polare Miteinander, sondern das antagonistisch-dualistische Gegeneinander gemeint ist, spielt die vollendete Souveränität (Dreiecksspitze 7) gar nicht oder nur sehr kalkuliert im Hinblick auf Notwendigkeiten für die menschliche Entwicklung. Ihr Gefühl für ihren Platz in der Matrix lässt die souveräne HSP durchaus im Chaos mitmischen – und leichtherzig aus ihm aussteigen, sobald die notwendige Erfahrung gemacht ist. Diese souveräne HSP hat zutiefst verinnerlicht: Der Sinn des Lebens ist leben. Und der Wert des Lebens liegt in der Selbstevolution. Alles, was dem zuwiderläuft, was festhalten und blockieren und ausbremsen will, wird wie ein Stein vom Wasser umflossen. Und selbst der Schwamm, der das Wasser aufsaugen will, ist irgendwann gesättigt und hält das Wasser nicht mehr vom Fließen ab. Die Metapher des Schwamms steht nur in jungen Jahren vielleicht mal für die Personifikation eines Energievampirs. Vor allem steht sie für eine Beziehung an sich, von der souveräne HSP fühlen, wann ihre Bewandtnis sich erfüllt hat. Dann muss sie beendet werden, damit die Partner*innen in ihrer Entwicklung weitergehen können. Souveräne HSP fürchten sich nicht vor Veränderung, ja begrüßen sie sogar freudig und meistern sie aus all ihren sieben Ressourcen heraus, die in die Resilienz einfließen und zu deren höchster die Selbstliebe zählt, die über die Verwirklichung der Archetypen zur Nächstenliebe wird.

Das Wasser fließt und findet seinen Weg. Und es fließt an dem vorbei, was nicht zu ihm passt. Es handelt sich nicht um ein Fallenlassen, Ausgrenzen oder Ausschließen, auch wenn es von den Mitmenschen aus ihren eigenen psychischen Strukturen heraus, für die der Stein als Hindernis stehen kann, so empfunden werden mag. Trotz mancher, dem Umflossenwerden gegenüber geäußerter selbstmitleidiger Tirade, nicht gut genug oder nicht schnell genug für diese HSP zu sein, geht es hier nicht mehr – wie noch in den Schattenpolen – um die Bewertung „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich“, sondern es geht darum: „Wer nicht mitmachen will oder kann, muss nicht, sollte aber auch nicht im Weg herumstehen.“ Das Wasser steht im Dienst des Lebens und es weiß um seinen der Welt zu erweisenden Liebesdienst, zu dem es sich verpflichtet hat. Darin kann und will es sich nicht auf Dauer aufhalten lassen, selbst wenn es sich zum Zweck der Kraftsammlung eine Zeitlang anstauen und sammeln lässt. Ganz wie das Wasser bahnen diese HSP in ihrer vollen Souveränität sich sanft, aber beharrlich ihren Weg, um zu erfüllen, was sie als Aufgabe und als zu erlangendes fremdes Königreich in sich fühlen mit dem Ziel, in einem Stück Welt ein wenig Fortschritt an Frieden, Liebe und Kooperation zu bringen.

© Ariela Sager

Weiterlesen im Studierzimmer zum Schreibspiel auf Google Classroom.

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